Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf: Christian Seiler im Gespräch

Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf: Christian Seiler im Gespräch

Christian Seiler ist Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf. Nachdem er bereits in Afrika, Asien und Osteuropa gelebt und gearbeitet hat, war es für den 51-Jährigen ein besonderes Anliegen, die Objektleitung der Einrichtung zu übernehmen. Im Gespräch hat er uns erzählt, wie ihm seine interkulturellen Erfahrungen im Arbeitsalltag helfen, wie herausfordernd die Corona-Pandemie für ihn als Objektleiter war und warum ihn kleine Freundschaften zu Kindern von Bewohnenden immer wieder berühren.

Hallo Herr Seiler, Sie sind seit 1. November 2018 Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf. Was hat Sie damals bewegt, den Job anzugehen?

Von 2001 bis 2016 habe ich fast ununterbrochen im Ausland gearbeitet. Ich war für die staatliche Entwicklungszusammenarbeit und andere internationale Organisationen im Einsatz – in Afrika, Asien und Osteuropa. Natürlich hinterlässt das Spuren und der Blick auf die Welt ändert sich. Als im Herbst 2018 die Stelle als Objektleiter ausgeschrieben wurde, war ich natürlich sehr daran interessiert, wieder im „internationalen“ Kontext zu arbeiten. Das fehlte mir dann doch sehr. Ich kenne viele Fluchtgründe aus eigener Anschauung und habe auch im Ausland als Büro- und Teamleiter gearbeitet. Das passte also.

Inwiefern ähnelt der Beruf des Objektleiters dem des Wirtschaftsförderers, den Sie vorher im Jüterboger Rathaus bekleidet haben?

Gemeinsam ist die Arbeit mit Menschen und deren Interessen. Die Bewohnenden wie auch meine Mitarbeitenden haben Interessen und Bedürfnisse. Diese immer in Einklang zu bringen und dabei zu unterstützen und Möglichkeiten der Selbsthilfe aufzuzeigen, ist ähnlich. Die Rahmenbedingen der Menschen sind dagegen äußerst unterschiedlich.

Vor ihrer Tätigkeit in Wünsdorf waren sie im Ausland tätig, haben in Indonesien, Uganda und Afghanistan gelebt und gearbeitet. Inwiefern helfen Ihnen ihre Auslands- und interkulturellen Erfahrungen bei der Arbeit als Objektleiter, bei der Arbeit in der Einrichtung?

Auch in Laos und in der Ukraine habe ich eine ganze Weile gelebt und gearbeitet. Wie schon angedeutet, helfen mir diese Erfahrungen wirklich sehr. Wir sind in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf ein interkulturelles Team. Meine Mitarbeitenden kommen aus 13 verschiedenen Ländern und wir decken 15 Sprachen ab. Das macht unglaublich viel Spaß, in einem solchen Team zu arbeiten. Aber es ist auch manchmal nicht einfach, da eben viele verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. Und dies immer im Hinterkopf zu haben und auch annehmen zu können, habe ich im Ausland gelernt. Meine innere Ausgeglichenheit, die ich mir wohl aus meiner Zeit in Südostasien mitgebracht habe, hilft mir vor allem auch in arbeitsintensiven und stressigen Situationen.

Was heißt es, Objektleiter in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf zu sein?

Ich bin dafür verantwortlich, dass alle Bereiche der Einrichtung funktionieren: für die Wirtschaftsplanung, die Personalauswahl sowie die Koordination von Verwaltungsabläufen innerhalb der Einrichtung. Konkret bedeutet dies neben vielen Mails, Listen und Telefonaten natürlich das Gespräch mit den Mitarbeitenden, der Geschäftsführung, unserem Auftraggeber und unseren Subunternehmen. Bei Problemen und Konflikten in der Einrichtung bin ich die letzte Eskalationsstufe und am Ende bin ich für die Fürsorge meiner Mitarbeitenden verantwortlich. Das alles geht nicht ohne das gesamte Team. Der Job ist nur was für Teamplayer. Und: Man weiß morgens nicht, was passieren wird und jeder Tag bringt neue Themen und Herausforderungen.

Ich komme in der Regel gegen halb acht in die Einrichtung und gehe um fünf. Manchmal früher, manchmal später. Mein Telefon ist aber tatsächlich 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche an. Und klingelt auch mal abends und am Wochenende.

Seit Anfang 2020 prägt die Corona-Pandemie das Alltagsleben in weiten Teilen der Welt, seit März 2020 das Leben in Deutschland. Können Sie in Worte fassen, wie herausfordernd die Corona-Situation für Sie als Objektleiter war und ist – und worin diese Herausforderung bestand, weiterhin besteht?

Ganz ehrlich, aber da geht es wohl so einigen Menschen ähnlich: Noch so ein Jahr brauche ich nicht. Neben den organisatorischen Herausforderungen war sicherlich die emotionale Belastung für uns alle nicht einfach. Es war ja nicht nur am Arbeitsplatz belastend, sondern auch im privaten. Man hat bei den Mitarbeitenden und auch bei sich selbst gemerkt, dass der fehlende Ausgleich wie Urlaubsreisen, ein Besuch im Restaurant und andere Freizeitaktivitäten an die Substanz gingen. Am schwierigsten war die Situation aber sicher für die Eltern unter uns und die Kinder – fehlende Schule, eingeschränkte Kitabetreuung etc. Das ließ viele an ihre Grenzen gehen.

Ich muss aber auch sagen: Organisatorisch hat das ganze Team der DRK Flüchtlingshilfe am Standort Wünsdorf Großes geleistet und trotz der massiven Einschränkungen unseren Bewohnenden eine menschenwürdige Unterbringung und Betreuung gesichert. Ich bin überzeugt, dass eine solche Krise auch ein Team zusammenschweißt. Es macht mich stolz, wenn man sich auf seine Mitarbeitenden verlassen kann. Und das war eine wirklich gute Erfahrung.

Im November 2021 sind Sie drei Jahre Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf. Im Rückblick: Welche Entwicklungen der Einrichtung machen Sie froh, welche sehen Sie kritisch? Und nach vorne geblickt: Wo sehen Sie Potentiale, um die Bedingungen in der Einrichtung für Mitarbeitende und Bewohnende noch lebenswerter zu machen?

Die Rahmenbedingungen in Wünsdorf sind weiterhin sehr gut, sowohl für unsere Bewohnenden als auch für die Mitarbeitenden. Wir haben uns als Organisation weiterentwickelt und sind meiner Meinung nach professioneller geworden. Daran wollen wir anknüpfen. Dinge kontinuierlich zu hinterfragen und dabei festzustellen, dass es gut ist, wie es ist oder manchmal verbessert werden kann, ist und bleibt unsere Herangehensweise.

Wie stehen Sie als Objektleiter im Kontakt zu Bewohnerinnen und Bewohnern?

Aufgrund meiner Rolle habe ich vor allem mit Bewohnenden Kontakt, die einen besonderen Betreuungsbedarf haben. Natürlich bin ich aber auch auf dem Gelände viel unterwegs und ich esse in der Mensa mit den Bewohnenden. Dort werde ich regelmäßig angesprochen und auch gezielt als Objektleiter angefragt. Ich selbst spreche fließend Englisch und recht gut Indonesisch. Letzteres hat mir im Arbeitsalltag in der Erstaufnahmeeinrichtung allerdings bisher nicht geholfen. Da aber mein Team fast alle Sprachen abdeckt, stehen mir immer Mitarbeitende unterstützend zur Seite, wenn ich Übersetzungshilfe brauche.

Möchten Sie eine kurze Geschichte aus dem Alltag in der EAE erzählen, an die Sie sich gerne erinnern?

Die schönsten Geschichten sind die, bei denen wir es gemeinsam schaffen, Bewohnenden, die besondere Herausforderungen haben, zu helfen. Da gab es glücklicherweise in der Vergangenheit so einige, die aufgrund ihrer psychischen oder physischen Situation ansonsten „durch das Raster“ gefallen wären. Zu sehen, wie die eigene Hilfe und Unterstützung dafür sorgt, dass es Menschen besser geht, macht mich froh und motiviert ungemein.

Als Vater eines kleinen Sohnes berühren mich auch kleine „Freundschaften“ mit Kindern. Es ist traurig und schön zugleich, wenn sie nach ihrer Zeit bei uns in Wünsdorf zum Transfer in den Bus steigen, der sie zum nächsten Punkt ihrer langen Reise in den Landkreis bringt.

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Warum die Arbeit von Repräsentanten in Erstaufnahmeeinrichtungen so wichtig ist

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Repräsentantinnen und Repräsentanten leisten in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf unbezahlbare Arbeit, indem sie zwischen Bewohnenden und Mitarbeitenden der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg vermitteln, Ansprechpersonen sind sowie neue Bewohnende beim Ankommen unterstützen. In Wünsdorf hat nun erstmals ein Repräsentanten-Workshop stattgefunden, der alle begeistert hat.

Sie sind Vertrauenspersonen für die Bewohnenden und ihre Communitys, sind Ansprechpartner für die Mitarbeitenden des DRK, vermitteln zwischen Gruppen: Repräsentantinnen und Repräsentanten übernehmen in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf gleich mehrere wichtige Aufgaben, die zu einem harmonischen und konstruktiven Miteinander in den Einrichtungen beitragen.

Auch in der Sprachmittlung, als Vermittelnde bei Konflikten oder Helferinnen und Helfer für neue Bewohnende, die sich in den Einrichtungen orientieren wollen, leisten Repräsentantinnen und Repräsentanten einen unschätzbar wichtigen Beitrag.

Das Gute daran: Sie werden von den Bewohnenden selbst gewählt und vertreten ihre Communitys, sind Vertretende der Sprachgruppe – unabhängig vom Geschlecht. Die Mitarbeitenden des DRK achten aber darauf, dass alle Gruppen nahezu gleich vertreten sind und dass nach Möglichkeit je Sprachgruppe eine Frau und ein Mann gewählt werden.

„Ich bin froh, Repräsentant zu sein und etwas für die Menschen aus meiner Community machen zu können“, sagt ein Repräsentant aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain. Für ihn sei es eine Ehre, für die Gruppe tätig und Vertreter ihrer Sprachgruppe zu sein.

Diese Ziele haben die Repräsentanten-Workshops

Um die Teamfähigkeit der Repräsentantinnen und Repräsentanten auszubauen, die Solidarität untereinander zu fördern und die Motivation zu steigern, wurde gemeinsam von der Sozialberatung und der Sozialbetreuung in der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf ein Workshop entwickelt.

Die Idee dahinter war, dass sie die Möglichkeit bekommen, ihre Schwierigkeiten zu äußern sowie Strategien erlernen sollen, mit diesen umzugehen und Stress abzubauen. Der Repräsentanten-Workshop ist eine Mischung aus pädagogischen und künstlerischen Elementen zum Kennenlernen, teambildenden Maßnahmen und der Vermittlung von theoretischem Wissen über Stress, Aggressionen, Deeskalation und nonverbaler Kommunikation.

Nach der theoretischen Erarbeitung zu Beginn des Workshops wurde die Idee den Repräsentantinnen und Repräsentanten vorgestellt. Es wurde über die Vorstellung ehrenamtlicher Arbeit gesprochen sowie die Vorteile dargelegt, die die Bewohnenden haben, die diese Arbeit in der Einrichtung ausüben. Auch Erfolgsmomente waren Thema, die Repräsentantinnen und Repräsentanten von ehemaligen Bewohnenden hörten.

Gemeinsam wurde das erste Mal nach fünf Jahren ein Aufgabenprofil für Repräsentantinnen und Repräsentanten erstellt und erörtert, welche Verantwortung sie tragen und welche Rolle sie in ihren jeweiligen Communitys einnehmen. Darüber hinaus wurden gemeinsam Regeln entwickelt, die für alle während der gesamten Veranstaltung gelten.

Repräsentanten in Erstaufnahmeeinrichtungen: Für den Umgang mit Stress sensibilisiert

Das Fazit des ersten Tages war durchweg positiv. Die Repräsentantinnen und Repräsentanten waren begeistert und rundum glücklich über die Möglichkeit, an einem solchen Workshop teilzunehmen. Die Teilnehmenden waren offen und kommunikativ und nahmen großen Anteil an dem Geschehen.

Am zweiten Tag sollten alle Teilnehmenden erfahren, welche Auswirkungen Stress auf ihren Körper hat. Zuerst wurde mit einem Warm-up gestartet, damit sich jeder jeden Namen merken konnte. Danach ging es darum, was Stress überhaupt ist und woher dieser kommt. Dazu wurden gemeinsam Ideen gesammelt. Nach einer Definition von Stress konnten die Teilnehmenden in einem selbstreflektierenden Teil in einem Körperdiagramm einzeichnen, wo sie selbst den Stress in ihrem Körper fühlen und wie er sich für sie anfühlt.

In der Auswertung teilten die Repräsentantinnen und Repräsentanten ihre persönlichen Erfahrungen und begutachteten alle gemalten Bilder als größere Form an einer Wand. Zur Verdeutlichung des Ausgewerteten wurde ein Video gezeigt, in dem erklärt wurde, was medizinisch im Körper passiert, wenn ein Mensch unter großem Stresseinfluss steht. Es folgte eine Übung zum Cool Down, in der der Stress aus den Körpern geklopft und gestrichen wurde.

Repräsentanten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf vom Workshop begeistert

Das Fazit des zweiten Tages war erneut absolut positiv. Die Repräsentantinnen und Repräsentanten brachten sich aktiv ein und probierten alles aus. Außerdem haben sie sich gut selbst reflektieren können. Das Feedback war durchweg positiv und eine große Dankbarkeit für diese Veranstaltung wurde spürbar.

Sowohl den Teilnehmenden als auch den Veranstaltenden hat der zweitägige Repräsentanten-Workshop außerordentlich gut gefallen. Geplant ist, diesen nun mit wechselnden Themen als Block von sechs Einheiten alle zwei Wochen zu wiederholen. Am Ende hat jeder Teilnehmende ein Zertifikat für die Teilnahme bekommen.

Ein Erfolg dieser Veranstaltung ist schon die ersten Tage danach spürbar. Sei es bei der Verlässlichkeit, bei Absprachen, bei der Präsenz der Repräsentantinnen und Repräsentanten in den Büros oder bei ihren alltäglichen Aufgaben. Aufgrund des Erfolgs des Workshops ist in Planung, dass ähnliche Workshops auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain stattfinden.

DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg - Seit über fünf Jahren jeden Tag im Einsatz

DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg - Seit über fünf Jahren jeden Tag im Einsatz

Am Sonntag (20. Juni) ist Weltflüchtlingstag. Über 80 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – das ist ein Prozent der Weltbevölkerung. Wir, die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, steht allen Menschen, die nach ihrer Flucht in Brandenburg ankommen, zur Seite. Seit über fünf Jahren setzen wir uns jeden Tag für die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz und die Würde von geflüchteten Menschen ein.

Was als Einsatz in der Nothilfe im September 2015 begann, ist fünf Jahre später ein Netz aus ineinandergreifenden Angeboten für Menschen mit Fluchterfahrung. Als Betreuer der Erstaufnahmeeinrichtungen im Land Brandenburg, mit unseren Migrationsberatungsstellen in Potsdam und Teltow sowie dem Ehrenamtsprojekt „Zusammen stark! – Integration von Geflüchteten in soziale Berufe und Gesundheitsberufe“ rund um Fragen des Berufsstarts begleitet die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg Menschen, die in Brandenburg ankommen, auf ihrem Weg in ein neues Leben.

„Die DRK Flüchtlingshilfe ist Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Unsere Arbeit wird – wie im gesamten Roten Kreuz – von den Grundsätzen der   Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität getragen. Wir setzen uns für Menschen in Notlagen ein und unterstützen sie, von der Erstaufnahme bis zum Berufsstart“, erklärt Christine Großer, Geschäftsführerin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg gGmbH.

Betreuung in den Erstaufnahmeeinrichtungen

Als Betreuer der Außenstandorte der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf und Doberlug-Kirchhain kümmern sich die Teams der DRK Flüchtlingshilfe um das tägliche Wohl der Menschen, die gerade in Brandenburg angekommen sind.

Sie unterstützen die Bewohnenden der Einrichtungen bei der Unterbringung, Versorgung und Beantwortung alltäglicher Fragen, der migrationsspezifischen Sozialberatung, der Freizeit- und Kinderbetreuung sowie der medizinischen Versorgung und Betreuung.

Was allen, die hier arbeiten, besonders wichtig ist: Gegenseitiges Verständnis und einander auf Augenhöhe zu begegnen.

Ob in den vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Erstorientierungskursen, bei Arbeitsangeboten innerhalb der Einrichtung, der Elternbegleitung im Kita- und Schulalltag oder bei interkulturellen Sportturnieren und Kreativprojekten – die insgesamt 120 Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler in den Erstaufnahmeeinrichtungen sind für die Bewohnerinnen und Bewohner jederzeit da.

Eine besondere Stärke unserer Teams? Das ist neben fachlicher Kompetenz und Einfühlungsvermögen auch die hohe Sprachkompetenz. Mit Mitarbeitenden aus 19 Ländern, die mehr als 13 Sprachen sprechen ist jederzeit die passende Ansprechperson für die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort.

Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)

Da das Ankommen in einem neuen Land auch nach der Zeit in der Erstaufnahme noch viele Herausforderungen mit sich bringt, unterstützt die DRK Flüchtlingshilfe auch Menschen mit Flucht- oder Migrationserfahrung, die bereits in Übergangswohnheimen oder eigenen Wohnungen in Brandenburger Kommunen leben.

In unseren Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwanderer in Potsdam und Teltow beraten wir Menschen individuell und natürlich kostenlos und anonym zu allen Fragen, die sich im neuen Alltag ergeben. Wie finde ich eine Wohnung? Wie organisiere ich Behördengänge? Welche Sozialleistungen stehen mir zu? Wie kümmere ich mich um einen Platz in der Kindertagesbetreuung? Zu diesen und allen weiteren Fragen rund um Themen wie Spracherwerb, Ausbildung, Gesundheit, aber auch persönliche Krisen, Sucht oder familiäre Konflikte stehen Menschen in Teltow und Potsdam die Migrationsberaterinnen der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg zur Seite.

„Zusammen stark! – Integration von Geflüchteten in soziale Berufe und Gesundheitsberufe“

Für die Menschen in Potsdam und Umgebung bietet die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg gemeinsam mit dem DRK-Landesverband Brandenburg seit 2019 noch ein weiteres Angebot an. Mit dem Projekt „Zusammen stark! – Integration von Geflüchteten in soziale Berufe und Gesundheitsberufe“ unterstützt das DRK Menschen mit Fluchterfahrung bei ihrer Berufsorientierung, in der Ausbildung und bei den ersten Schritten ins Arbeitsleben.

Gemeinsam mit ehrenamtlichen Berufspaten begleitet und berät das Projektteam Geflüchtete beim Übergang von der Schule zur Ausbildung bzw. ins Studium und bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Den Schwerpunkt bilden dabei Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen.

Begleitung und Unterstützung für Menschen in Notlagen

Seit der Gründung der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg ist die Unterstützung der Menschen, die nach ihrer Flucht in Brandenburg ankommen, das oberste Gebot unserer Arbeit.

Wir danken allen Menschen, die uns seit mehr als fünf Jahren jeden Tag bei dieser Arbeit unterstützen.

Vom BFD zur festen Mitarbeiterin: Linda Njinda Mbonjoh im Porträt

Vom BFD zur festen Mitarbeiterin: Linda Njinda Mbonjoh im Porträt

Als Bundesfreiwilligendienstleistende startete Linda Njinda Mbonjoh in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf und ist nach ihrem BFD geblieben. Dort engagiert sie sich im Team Hausbetreuung. Auch das Frauencafé hat sie gestartet. Was es mit dem Café auf sich hat, wie sich ihre Arbeit im Vergleich zum BFD verändert hat und was sie sich für die Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf wünscht, hat sie uns im Gespräch verraten.

Hallo Frau Mbonjoh, warum haben Sie einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in einer Erstaufnahmeeinrichtung gemacht?

Ich habe vom 1. Oktober 2020 bis zum 31. März 2021 meinen Bundesfreiwilligendienst bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg gemacht. Ich habe mich dafür entschieden, den Freiwilligendienst in einer Erstaufnahmeeinrichtung zu machen, um berufliche Fähigkeiten zu erwerben, mich in das deutsche (Arbeits-)System zu integrieren und Deutschland auf meine eigene kleine Weise zu unterstützen.

Sie wohnen und leben in Berlin und sind für den Bundesfreiwilligendienst nach Wünsdorf gependelt. Was war ihre Motivation?

Mich um Menschen zu kümmern und ihnen zu helfen, ist meine Leidenschaft und macht mich glücklich – das motiviert mich. Ich wollte gern beim DRK in einem interkulturellen Kontext arbeiten. Die Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf ist perfekt dafür. Ich habe einen Abschluss in „Women & Gender Studies“ in Kamerun gemacht und hier, in der Erstaufnahmeeinrichtung, kann ich mein Wissen in die Arbeit einbringen.

Und warum genau in Wünsdorf?

Den Tipp, doch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf zu arbeiten, hat mir eine Freundin gegeben. Von meinem Zuhause bis zur Einrichtung fahre ich 90 Minuten mit dem Zug, was für mich kein Problem ist, wenn man bedenkt, dass ich flexibel fahren kann und nicht umsteigen muss. Das wäre bei den Einrichtungen in Eisenhüttenstadt und Doberlug-Kirchhain anders. Die Einrichtung in Wünsdorf ist also diejenige, zu der ich den kürzesten Weg habe.

Was waren die wichtigsten Dinge, die Sie in ihrem BFD gelernt haben?

Das Wichtigste, was ich in meinem BFD gelernt habe, ist, dass die Arbeit mit Kindern mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund Geduld, Toleranz und Leidenschaft erfordert. Es erfordert mehr als ich jemals gedacht habe, zumal sich die pädagogischen Regeln, gerade bezüglich der Kinderrechte, in Deutschland von denen meines Heimatlandes unterscheiden.

Die Tatsache, dass sich meine Deutschkenntnisse im Vergleich zum Beginn meines Bundesfreiwilligendienstes erheblich verbessert haben, ist auch ein wichtiger Faktor für mich, da ich mit meinen Kollegen und meinem Chef nur auf Deutsch kommuniziere und meine E-Mails auch auf Deutsch lesen und beantworten muss. Außerdem habe ich bei der Arbeit in der Hausbetreuung gelernt, mich auch kreativ mit Bewohnerinnen und Bewohnern zu verständigen, die weder Englisch, Deutsch noch Französisch verstehen, die meine Hauptsprachen sind. In solchen Fällen kommunizieren wir einfach mit Händen und Füßen.

Was ist ihr jetziger Beruf in der Erstaufnahmeeinrichtung?

Zurzeit arbeite ich im Team Hausbetreuung. Als Hausbetreuerin bin ich erste Ansprechperson im Haus. Ich verteile zum Beispiel Toilettenartikel und Reinigungsmittel und falls es Probleme in den Zimmern gibt, zum Beispiel mit der Elektrik, kommen die Bewohner zu mir und ich erteile einen Auftrag an die zuständige technische Abteilung. So helfe ich ihnen auf meine eigene kleine Weise.

Inwiefern hat sich ihre Arbeit im Vergleich zu der Zeit im Bundesfreiwilligendienst geändert?

Als ich im Bundesfreiwilligendienst war, habe ich 32 Stunden pro Woche gearbeitet, als Vollzeitbeschäftigte arbeite ich jetzt 40 Stunden pro Woche. Ich arbeite auch an Samstagen, was im BFD nicht der Fall war. Von den Aufgaben hat sich erst einmal nichts geändert, da ich zum Schluss meines Bundesfreiwilligendienstes auch im Team Hausbetreuung eingesetzt war.

Im November 2020 haben Sie das Frauencafé in der Einrichtung gestartet. Was hat es damit auf sich?

Das Frauencafé ist für Frauen ab 18 Jahren in der Einrichtung. Es geht darum, dass Frauen zusammenkommen, um Ideen zu verschiedenen Themen auszutauschen. Die Einrichtung ist multikulturell und da ich einen Abschluss in „Women & Gender Studies“ habe, hielt ich es für eine gute Idee, diese Frauen zusammenzubringen, damit wir bei einer Tasse Kaffee oder Snacks voneinander lernen und zum Beispiel Essen kochen können aus verschiedenen Kulturen.

Eines der Themen, über das wir gesprochen haben, war Stressmanagement, das Leben außerhalb der Einrichtung nach dem Transfer. Wir hatten Pläne, unsere traditionellen Tänze zu präsentieren, um Stress abzubauen, aber aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir das Programm für eine Weile unterbrechen. Ich hoffe jedoch, dass ich es in diesem Sommer wiederaufnehmen kann, da die Pandemie-Situation sich bessert.

Was sind ihre aktuellen Projekte und Aufgaben in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf?

Derzeit habe ich meine Aufgabe nur auf meinen Dienst in der Hausbetreuung beschränkt. Wie bereits erwähnt, beabsichtige ich, das Frauencafé bald wieder in Betrieb zu nehmen, sobald die Pandemielage das zulässt. Gerne würde ich „Human Rights“ studieren und dann als Sozialberaterin tätig werden.

Wenn Sie einen Wunsch für die Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf frei hätten: Welcher wäre es?

In der Zukunft wünsche ich mir eine geflüchtete Person als Objektleiterin bzw. als Objektleiter. Ich denke, dass Bewohnerinnen und Bewohner genauso wie die Mitarbeitenden der Einrichtung dadurch viel lernen könnten: Von einer Person, die die entsprechenden Qualifikationen für den Job mitbringt, aber andererseits selbst erlebt hat, was es heißt, aus dem Heimatland nach Deutschland zu flüchten.

Der neue Ort für gemeinsame Kunst

Neues Kunstprojekt in Doberlug-Kirchhain

Gemeinsame Erlebnisse und vor allem gemeinsames kreativ sein verbindet. Der Solaris Kunst-Fördervereins e.V. setzt genau hier an und bringt mit seinen Projekten Doberlug-Kirchhainerinnen und Bewohnerinnen der Erstaufnahmeeinrichtung zusammen.

Seit Frühjahr 2020 ist der Solaris Kunst-Förderverein e.V. in Doberlug-Kirchhain angesiedelt. Ein Ziel des Vereins ist es, durch Kunstaktionen Frauen der Stadt mit Frauen aus der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete zusammenzubringen. Dafür initiiert der Verein gemeinsame Projekte und Erlebnisse zum gegenseitigen Kennenlernen.

Erstes gemeinsames Projekt

Am 20. Mai dieses Jahres war es so weit: In Zusammenarbeit mit der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg und dem Atelierhof Werenzhain e.V. konnte Künstlerin Lena Braun vom Solaris e.V. in einem ehemaligen Fotostudio in Doberlug-Kirchhain ein Ladengeschäft eröffnen. Hier und in „Effis Haus“ finden künftig die gemeinsamen Kunstprojekte statt.

In beiden Einrichtungen arbeiten Einwohnerinnen der Stadt und Frauen aus der Erstaufnahmeeinrichtung zusammen. Gemeinsam wollen sie erreichen, dass beide Seiten sich besser kennenlernen und auch voneinander lernen. Die erste gemeinsame Aktion: ein Workshop zum Weben. Dabei bauten sich die Teilnehmerinnen selbst ihre Webrahmen. Natürlich unter Anleitung. Anschließend wurden die Webrahmen bespannt und die Teilnehmerinnen konnten aus alten Textilien Streifen oder Fäden herstellen und diese dann zu einem Kunstwerk verweben.

Ausstellung auf der Open Art Lausitz

Alle Ergebnisse der gemeinsamen Aktion werden auf der Open Art Lausitz vom 06. August bis zum 29. August 2021 u.a. im alten Bahnhof von Doberlug-Kirchhain ausgestellt. Weitere Ausstellungen – auch in der Erstaufnahmeeinrichtung – sind schon in Planung.

Wir sind begeistert wünschen Lena Braun viel Spaß bei der Umsetzung des Projekts.

Sie möchten dieses Projekt aktiv oder mit Sachspenden unterstützen?

Dann kommen Sie einfach direkt im neuen Laden des Solaris e.V. auf dem Kirchhainer Marktplatz vorbei: Geöffnet ist er immer Dienstag von 14.00 – 16.00 Uhr geöffnet und Donnerstag von 13.00 – 15.00 Uhr. Dort erhalten Sie alle weiteren Informationen zum Projekt. Gern können Sie Fragen aber auch direkt per Mail senden an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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