Vom Bewohner zum Ehrenamtlichen

Vom Bewohner zum Ehrenamtlichen

Auch nach seinem Auszug bleibt der ehemalige Bewohner Hassan Assadolahi Far der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf verbunden: Er engagiert sich jetzt als ehrenamtlicher Karate-Lehrer.

Wenn Hassan Assadolahi Far für seinen Karate-Kurs in die vom DRK betreute Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf kommt, grüßen ihn viele schon von weitem. Man kennt ihn hier und er kennt die Einrichtung und viele der Bewohner und Mitarbeiter. Das ist kein Wunder, denn acht Monate lang war die Erstaufnahmeeinrichtung sein Zuhause.

Schon als Bewohner engagierte sich Hassan und unterstützte die Sportkoordinatoren, in dem er Kindern und Erwachsenen mehrmals die Woche Karate beibrachte. In seiner Heimat dem Iran arbeitete er vor seiner Flucht in einer Bank, nebenberuflich unterrichtete er aber auch damals schon Karate. Der Sport ist seine Leidenschaft und das mit großem Erfolg. Hassan war bereits Iran- und Teheran-Meister. „Karate ist für mich mehr als ein Hobby. Seit 25 Jahren begleitet mich diese Sportart. Erst im Iran und jetzt auch in Deutschland,“ erklärt er die Bedeutung, die der Sport für ihn hat.

Für die DRK-Mitarbeiter Ronny Beyer und Sirko Dörfel, die sich in Wünsdorf um die Koordination von Sportkursen kümmern, war Hassans Kurs eine tolle Ergänzung. „Bedarfsorientierte Angebote zu machen, ist wichtig. Alle gewünschten Sportarten können wir aber nicht abdecken. Da ist es toll, wenn die Bewohner und Bewohnerinnen ihr Können weitergeben und sich damit gegenseitig helfen,“ so Ronny Beyer.
Als Hassan mit seiner Familie im November letzten Jahres in ein nördlich von Berlin gelegenes Übergangswohnheim zog, waren viele traurig, denn nicht nur eine gutgelaunte und hilfsbereite Familie ging, sondern auch der Karateunterricht entfiel. Nun, nicht mal zwei Monate später, ist Hassan wieder in Wünsdorf. Diesmal aber nicht als Bewohner, sondern als Ehrenamtlicher. Bereits vor seinem Umzug bot er den DRK-Mitarbeitern an, sie auch weiterhin mit seinen Karate-Kursen zu unterstützen – trotz des langen Weges.

Damit ist er nicht der Einzige: Häufig möchten sich Bewohner nicht ganz von der Erstaufnahmeeinrichtung verabschieden. Immer wieder kommt es deshalb vor, dass sie fragen, ob sie nach ihrem Auszug als Ehrenamtliche weiterhin helfen können. Auch Hassans Frau Maryam und zwei andere ehemalige Bewohner sind mindestens einmal pro Woche in der Erstaufnahmeeinrichtung, um verschiedene Projekte zu unterstützen oder selbst Aktivitäten anzubieten.

Sich in den Erstaufnahmeeinrichtungen ehrenamtlich zu engagieren, in denen sie zuvor selbst Bewohner waren, bedeutet für viele Geflüchtete, an einem Ort, an dem sie sich auskennen, einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können. „Viele freuen sich, mit Menschen, die sie hier kennengelernt haben, in Kontakt bleiben zu können. Die meisten der ehemaligen Bewohner sind aber auch einfach sehr dankbar für ihre Zeit hier und möchten gerne etwas zurückgeben.“, erzählt DRK-Ehrenamtskoordinatorin Elfi Schwab.
Wenn man Hassan fragt, warum er zweimal die Woche nach Wünsdorf kommt und dafür drei Stunden Zugfahrt auf sich nimmt, muss er nicht lange nachdenken: „Es ist schön hier und die Kinder haben immer so viel Spaß. Dafür lohnt sich der Weg jedes Mal.“

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