Warum Angebote für Frauen in den Erstaufnahmeeinrichtungen Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf so wichtig sind

Spezielle Angebote für Frauen sind gerade in Gemeinschaftsunterkünften, in denen verschiedene Kulturen miteinander leben, sehr wichtig. In vielen Kulturen und Ländern sind Frauen nicht den Männern gleichgestellt. Auch sozialer Status und Herkunft können für sie ausschließende Kriterien sein. Darum schaffen die Erstaufnahmeeinrichtungen spezielle Angebote für Frauen, sodass sie unabhängig von Alter, Herkunft und sozialem Status zusammenkommen und sich entfalten können. 

In der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf gibt es einen abgetrennten Frauensportraum, einen Beautysalon nur für Frauen, einen Frauen-Sprachkurs sowie die Angebote Stricken, Kochen und Backen, welche oft im gegenseitigen Austausch sowie in einer kleinen Tanzeinlage enden. 

Des Weiteren wird auch eine Frauensprechstunde angeboten. Werdende und frischgebackene Mütter erhalten zudem Unterstützung von Babykoordinatorinnen und von der Ambulanz. Einmal wöchentlich kommt außerdem die Hebamme zur Nachsorge und gibt den Müttern Tipps und Hilfestellungen für den Alltag.

Frauen bei Integration und Teilhabe unterstützen

Auch in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain stehen die Angebote Stricken und Kochen für Frauen hoch im Kurs. Genauso wird der Beautysalon gerne genutzt. Einen separaten Sportraum gibt es nicht, aber eine tägliche Sportzeit nur für Frauen. Immer von 13 bis 14:30 Uhr haben die Frauen den Sportraum für sich und bekommen von unseren Sportkoordinatoren individuell angepasste Work-outs zusammengestellt. 

Je nach Bedarf und Nachfrage gibt es in regelmäßigen Abständen Exkursionen zum Schwimmen, zum Sightseeing oder auch zum Shoppen. Auch für Mädchen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren gibt es im Jugendclub der Einrichtung wöchentlich einen extra Mädchentag. 

Neben der Babysprechstunde für werdende Mütter soll demnächst auch ein Frauen-Sprech-Café starten. In einem geschützten Rahmen haben die Frauen und Mädchen dort die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, zu vernetzen und Probleme zu diskutieren. 

Frauen stärken sich gegenseitig

Ziel dieses Sprach-Cafés ist es, mit Informationen und Gesprächen die Frauen und Mädchen bei ihrem Prozess der Integration und Teilhabe zu unterstützen. In der lockeren Atmosphäre werden sie offener und sprechen Themen an, die sie sonst eher verschweigen. Genau darum geht es: Möglichkeiten zu schaffen, damit sich Frauen untereinander austauschen, spezielle Frauenthemen ansprechen und sich über ihre Rechte in Deutschland informieren können. 

Sozialbetreuerin Nazdar, gebürtige Kurdin aus dem Irak, gestaltet solche Angebote in der Erstaufnahmeeinrichtung Wünsdorf und sagt: „Ich werde oft von den Bewohnerinnen gefragt, wie ich Deutsch gelernt habe, wie lange es gedauert hat, bis ich meinen Führerschein geschafft habe und Ähnliches. Die Gespräche, die ich mit den Frauen führe, stärken sie und motivieren sie.“ 

Sie beobachtet die positiven Effekte, wenn sich Frauen aus der Erstaufnahmeeinrichtung untereinander austauschen. „Viele haben ähnliche Erfahrungen, zurückgelassene Familienangehörige in den Herkunftsländern und wenn sie miteinander darüber reden, fühlen sie sich danach gestärkt.“ 

Genau darum schaffen die Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg in den Einrichtungen Angebote für Frauen: Damit sie miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig unterstützen, Kraft geben.

Kim Katzbach ist Sozialberaterin in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain.

Von der Sozialbetreuerin zur Babykoordinatorin: Warum Kim-Alexa Katzbach so gerne als Sozialberaterin in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain arbeitet

Kim-Alexa Katzbach ist es ein Anliegen und motiviert es täglich, Bewohnerinnen und Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung Doberlug-Kirchhain zu helfen. Als Sozialberaterin kommt sie mit ihnen in Baby- und Familiensprechstunden ins Gespräch, in denen sie auch immer wieder besondere Momente erlebt. Uns hat sie verraten, was es heißt, Sozialberaterin in der Einrichtung zu sein und wie die Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung sie als Mensch verändert hat.

Frau Katzbach, seit wann arbeiten Sie in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain? 

Ich habe im Dezember 2018 angefangen, in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain zu arbeiten. Damals habe ich in der Sozialbetreuung für Kinder und Erwachsene angefangen, aber bin nach drei Monaten in die Sozialberatung gewechselt. 

Warum sind sie in die Sozialberatung gewechselt? 

Es war so, dass ich 2018 ein Bachelorstudium im Bereich Soziale Arbeit an der BTU Cottbus-Senftenberg angefangen habe und parallel zum Studium unbedingt in einem Arbeitsbereich der sozialen Arbeit Praxiserfahrung sammeln wollte. Außerdem wollte ich Erlerntes in meine tägliche Arbeit einbeziehen und bin darum in die Sozialberatung gewechselt.

Wie hat das dann in der Praxis funktioniert? 

Anfangs habe ich immer einen Tag in der Woche neben dem Studium in der Sozialberatung gearbeitet. Seit März 2021 habe ich meine Stunden auf eine Teilzeittätigkeit neben dem Studium aufgestockt und bin seit Oktober 2021 nun in Vollzeit in der Einrichtung, da ich mein Studium als staatliche anerkannte Sozialpädagogin bzw. Sozialarbeiterin erfolgreich abgeschlossen habe.

Was heißt es, Sozialarbeiterin in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain zu sein? 

Als Sozialberaterin kenne ich mich in allen Leistungsbereichen aus, habe mich aber auf den Bereich „Familie, Partnerschaft und Erziehung“ spezialisiert. Dort übernehme ich eigenständig die Baby- und Familiensprechstunde und kümmere mich um Aufsichtspflichtbelehrungen und die Geburtenmeldungen. Ich bin sozusagen die Babykoordinatorin in unserer Einrichtung, was den sozialen Bereich betrifft. 

Warum sind Sie Sozialberaterin in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete geworden? 

Ich wurde damals von einer Arbeitskollegin gefragt, in welchem Leistungsbereich ich mir vorstellen könnte, umfangreichere Aufgaben zu übernehmen. Durch mein Studium der Sozialen Arbeit hat mich die Arbeit mit Familien schon immer sehr interessiert. Darum hat mich eine Arbeitskollegin im Bereich der Geburtenmeldung und Schwangeren angelernt, bis ich im Bereich selbst gestartet bin. Mich motiviert es jeden Tag aufs Neue, Familien, aber auch allgemein den Bewohnerinnen und Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung helfen und ihnen ein Stück weit Autonomie ermöglichen zu können.

Sie sind seit Dezember 2018 Mitarbeiterin in der Einrichtung. Gibt es etwas, das Sie in ihrer Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung gelernt haben, etwas, das ihr Denken geprägt oder verändert hat?

Ich habe viele verschiedene Sachen gelernt, die mich in meiner täglichen Arbeit weiterbringen und an denen ich wachsen kann. Natürlich habe ich viel fachlichen Input erhalten, was insbesondere das Fachwissen aus den verschiedenen Leistungsbereichen betrifft. Auch methodisch habe ich einiges aus der Sozialen Arbeit mitnehmen können. Durch den täglichen Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern verschiedenster Nationen wurde meine Arbeit ebenso geprägt und beeinflusst. Ich denke und handle viel kultursensibler als vorher und reflektiere mich selbst öfter als sonst.

Inwiefern arbeiten Sie als Sozialberaterin mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung zusammen? 

Durch meine bewohnernahe Tätigkeit habe ich sehr viel Kontakt mit verschiedensten Bewohnerinnen und Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung. Täglich befinde ich mich in Beratungsgesprächen oder führe eine aufsuchende beratende Tätigkeit durch, um ihrer Lebenswelt näher zu sein und mehr Einblicke in ihren Alltag zu bekommen. Das ist wichtig, um gewisse Handlungen auch besser nachvollziehen zu können.

Frau Katzbach, an welche besonderen Momente in der Erstaufnahmeeinrichtung erinnern Sie sich immer wieder gerne? 

Es gibt viele schöne und besondere Momente, an die ich mich gerne erinnere, seitdem ich in der Erstaufnahmeeinrichtung arbeite. Vor allem die Beratungsgespräche mit werdenden Müttern bzw. Eltern bereiten mir immer schöne Momente, da mir sie oft sehr viel Vertrauen entgegenbringen und mir zeigen, dass ich alles richtig mache. Besonders wenn ich nach dem Geschlecht des Babys frage und die Eltern bzw. alleinerziehenden Mütter mir mit strahlenden Augen davon erzählen, bleibt das im Gedächtnis. Natürlich ist die Dankbarkeit der Familien mit Neugeborenen für meine, aber auch für die generelle Arbeit und das gesamte DRK-Team etwas Besonderes und immer ein besonderer Moment.

Das Team Ambulanz in der Erstaufnahmeeinrichtung Doberlug-Kirchhain

Warum die Ambulanzen für die Geflüchteten in den Erstaufnahmeeinrichtungen so wichtig sind

Die Corona-Pandemie hat den Lebensalltag in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete in Brandenburg verändert und alle Teams der Einrichtungen vor besondere Herausforderungen gestellt. So auch die Ambulanzen, die neben dem normalen Ambulanzalltag Hygienepläne erarbeiteten, Quarantänebereiche einrichteten – und im Blick hatten und haben, dass Geflüchtete gesund sind und bleiben. 

Stefanie Rooch und Norma Mund sind sich als Leiterinnen der Ambulanzen in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf einig: Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag in den Ambulanzen auf den Kopf gestellt. „Wir mussten uns komplett neu organisieren, als die Pandemie startete", erinnert sich Stefanie Rooch aus dem Team in Doberlug-Kirchhain.

Quarantänebereiche einrichten, Schnell- und PCR-Tests durchführen, Fieber messen, der stetige Austausch mit den Gesundheitsämtern bei gleichzeitigem Weiterführen des Alltagsgeschäfts: Seit Beginn der Corona-Pandemie haben auch die Ambulanzen in den Erstaufnahmeeinrichtungen mehr als alle Hände voll zu tun. Auch am Entwickeln von Hygieneplänen, die regelmäßig angepasst und manchmal komplett erneuert wurden, waren sie maßgeblich beteiligt, um ein Ausbreiten des Coronavirus zu unterbinden.

Wie die Mitarbeitenden der Ambulanzen Sprachbarrieren überwinden

Dabei ist der Alltag in den Ambulanzen der Erstaufnahmeeinrichtungen eigentlich ein anderer, wie Norma Mund aus der Einrichtung in Wünsdorf erzählt: „In der Regel kommen die Geflüchteten mit kleineren Anliegen zu uns. Beispielsweise, wenn sie Verbandsmaterial wie Pflaster benötigen oder Hals- und Kopfschmerzen haben.“

Im Ambulanzalltag ist es nicht ungewöhnlich, wenn in kurzer Zeit zehn Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichsten Nationalitäten und mit verschiedenen Sprachen ihre Anliegen darlegen. Die Mitarbeitenden in den Ambulanzen haben dann mehrere Möglichkeiten, um mögliche Sprachbarrieren zu überwinden: „In den jeweiligen Communitys der Bewohner gibt es Repräsentanten, die ihre Gruppe vertreten und Sprachrohr zu uns als Mitarbeitende sind. Diese können in der Ambulanz entscheidend dazu beitragen, dass der Austausch gelingt“, sagt Stefanie Rooch.

Sind diese nicht mit dabei, kann auch das Videodolmetschen die Teams in den Ambulanzen unterstützen. Das Angebot, das die Zentrale Ausländerbehörde Brandenburg (ZABH) bereitstellt, schafft die Möglichkeit, via Smartphone oder Tablet-PC innerhalb von Minuten einen Dolmetscher zu organisieren, der die Sprache der Patientin bzw. des Patienten spricht. „Das hilft nicht nur beim konkreten Anliegen der Geflüchteten. Diese sind zudem unwahrscheinlich dankbar, jemanden in ihrer Sprache zu hören und sich mit ihm unterhalten zu können“, sagt Stefanie Rooch als Leiterin der Ambulanz in Doberlug-Kirchhain.

Unterstützung bei Facharztterminen

Dolmetschen ist nicht nur in den Ambulanzen, sondern vor allem dann nötig, wenn Bewohnerinnen und Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtungen Facharzttermine benötigen. „Wir arbeiten mit den Ärzten in der Region zusammen und kümmern uns um Termine für die Geflüchteten. Diese sind schwierig zeitnah zu bekommen, da es meist auch einen Dolmetscher braucht, der den Termin begleitet“, sagt Norma Mund.

So kann es passieren, dass ein Facharzttermin kurzfristig abgesagt werden muss, wenn beispielsweise die Dolmetscherin erkrankt oder aufgrund eines Bahnstreiks Züge stillstehen. „Egal, ob Anamnesebögen oder die Hin- und Rückfahrt zum Facharzt: Wir versuchen den Geflüchteten so viel Bürokratie und Stress wie möglich abzunehmen“, sagt Stefanie Rooch.

Auch, als Bewohnerinnen und Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtungen in der Corona-Pandemie für 14 Tage in Quarantäne mussten, sind die Mitarbeitenden der Ambulanzen für sie da gewesen. Haben Fieber gemessen, ihr Wohlbefinden geprüft, ihnen Mahlzeiten und die Post gebracht. Sie aufgemuntert. Vor allem die jüngsten Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen waren außer sich vor Freude, als sie sie mit Spielzeug überrascht haben.

  • Was heißt es, Sozialbetreuerin in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete zu sein? Wie schaut der Alltag in der Hausbetreuung aus? In der Reihe „Unsere Teams“ stellen wir die verschiedenen Bereiche und Teams in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete in Wünsdorf und Doberlug-Kirchhain vor.

Die Hauptaufgaben im Team Ambulanz im Überblick

  • Akut- und Schmerzbehandlung der Bewohnerinnen und Bewohner
  • Die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner mit Hilfsmitteln und Medikamenten
  • Koordinieren von Facharztterminen (Organisieren der Fahrten zu den Ärztinnen und Ärzten, auch, dass ein entsprechender Dolmetscher in den jeweiligen Praxen ist
  • Prüfen aller Geflüchteter bei ihrer Ankunft, ob die notwendige Immunisierung lt. STIKO vorliegt (+gegebenenfalls nachimmunisieren)
  • Corona-Schutzmaßnahmen: Versorgen der Menschen in Quarantäne, Fiebermessungen, Durchführen von Schnell- und PCR-Tests, Austausch mit Gesundheitsämtern
  • Schulung der DRK-Teams zu verschiedenen Themen, zum Beispiel in Sachen Infektionskrankheiten und Erster Hilfe
  • Zusammenarbeiten mit den Psychosozialen Diensten (PSD) in den Einrichtungen
  • Ersthilfe bei sportlichen Aktivitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen
  • Prüfen und Neubestücken der Erste-Hilfe-Kästen in den einzelnen Bereichen
  • Organisieren von Dolmetschern für die regionalen Krankenhäuser bei stationärer Aufnahme von Geflüchteten in Zusammenarbeit mit der Zentralen Ausländerbehörde (ZABH)
  • Hebammensprechstunde für alle Schwangeren bzw. Mütter und ihre neugeborenen Kinder

Vom BFD im Sportbereich in die Sozialberatung: Warum Shirley Forde die Arbeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf so gefällt

Als Shirley Forde 2020 ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf beginnt, weiß die Sportbegeisterte schon, wo sie in der Einrichtung unterstützen möchte: bei den Sportangeboten. Dann macht die Blankenfelderin ein Praktikum in der Sozialberatung und ist begeistert. Im Gespräch hat Shirley Forde uns verraten, was sie motiviert, in einer Erstaufnahmeeinrichtung zu arbeiten und an welchen Moment mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung sie sich immer wieder gerne erinnert.

Hallo Frau Forde, was machen Sie genau in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Wünsdorf?

Derzeit arbeite ich aufgrund meines dualen Studiums drei Tage pro Woche in der Sozialberatung der Einrichtung und bin zwei Tage an der Uni. Ich habe Anfang 2021 ein Praktikum im Team Sozialberatung gemacht, als durch die Corona-Pandemie Sportangebote auch in der Erstaufnahmeeinrichtung heruntergefahren werden mussten. Ursprünglich war ich von der Brandenburgischen Sportjugend aus als Bundesfreiwilligendienstleistende im Sportbereich der Einrichtung im Einsatz und habe mit Erwachsenen, aber auch mit Kindern zusammen Sport gemacht.

Was für Sportangebote haben Sie entwickelt?

Egal, ob Stabilisationsübungen für Frauen, Workouts für Bewohner, gemeinsames Joggen oder Staffelspiele mit Kindern: Ich war überall dabei und es war immer wieder schön zu sehen, wie viel Spaß Sport machen kann. Vor allem auch das Auspowern und die Ablenkung haben kleinen und großen Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung geholfen. Und man darf nicht vergessen: Beim Sport kommen alle Nationen zusammen und schließen unkompliziert neue Freundschaften.

Trotz der Begeisterung für den Sport haben Sie in der Pandemie angefangen, in der Sozialberatung zu arbeiten. Was macht das Team Sozialberatung?

Das Team Sozialberatung sitzt sowohl im Beratungsbüro, macht Streetwork, Informationsveranstaltungen für neue Bewohnerinnen und Bewohner und muss immer zur Stelle sein, wenn mal ein Notruf kommt und es nötig ist, zu deeskalieren. Die vier groben Beratungsthemen sind Perspektivberatung, Gesundheit, Zusammenleben in der Erstaufnahmeeinrichtung und Familienberatung. Das Schöne ist: Bei der Sozialberatung lerne ich jeden Tag etwas Neues und es ist super interessant und schön, den Leuten zu helfen. Mein Praktium in der Sozialberatung hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich nach meinem BFD weiter in der Erstaufnahmeeinrichtung arbeite. Außerdem habe ich im Oktober 2021 ein duales Studium in den Bereichen Sozialpädagogik und Management angefangen. Dadurch bin ich jetzt abwechselnd an der Uni und in der Einrichtung in Wünsdorf.

Wie sind Sie in Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf?

Generell bin ich im Kontakt mit Bewohnerinnen und Bewohnern, denen ich bei allen Sorgen und Problemen zuhöre. Ich habe auch schon selbst Beratungen durchgeführt und verschiedene Anträge für sie geschrieben. Natürlich habe ich ihnen auch schon Tipps und Ratschläge gegeben, wo dies möglich war. Ich habe zugehört, wenn sie mir ihre Sorgen und Probleme erzählt haben. Ich bin in meiner BFD-Zeit auch mit vielen über den Sport in Kontakt gewesen, habe sie zu Straßenfußballturnieren begleitet und angefeuert.

Was motiviert Sie, in der Erstaufnahmeeinrichtung zu arbeiten?

Es motiviert mich ungemein, die Bewohnerinnen und Bewohner in der Einrichtung glücklich zu sehen. Und zu sehen, dass sie Hilfe bekommen. Genauso motivieren mich die täglich unheimlich motivierten Mitarbeitenden des DRK vor Ort.

Inwiefern hat das Arbeiten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf Sie geprägt, vielleicht sogar ihr Denken verändert?

Ich merke, wie ich mich durch das Arbeiten unterschiedlich verändert habe. Insgesamt bin ich durch die tägliche Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern selbstbewusster geworden. Ich habe gelernt, besser mit gestressten, besorgten oder auch trauernden Menschen umzugehen und was es heißt, zu deeskalieren. Generell habe ich im Umgang mit Menschen super viele Erfahrungen gemacht, bin selbstständiger geworden. Außerdem weiß ich jetzt kleine Dinge viel mehr wertzuschätzen.

Frau Forde, egal, ob beim Sport mit den Geflüchteten oder aus der Sozialberatung: Gibt es einen Moment, an den Sie sich immer wieder gerne erinnern?

Ich habe vor allem immer beim Sport gemerkt, dass es da niemals so etwas wie Ausgrenzungen gegeben hat und alle Nationen „eins waren“. Das habe ich vor allem bei den Straßenfußballturnieren gemerkt. Ich erinnere mich auch total gerne an einen Nachmittag, an dem ich mit einigen Bewohnern Basketball gespielt habe und ein Bewohner anfangs nur zugeschaut hat. Der Bewohner hatte einen Arm verloren und traute sich zunächst nicht, mitzuspielen. Also fragte ich ihn, ob er nicht mitspielen wollte und er hob nur seinen Arm, so als würde er mich fragen: Wie soll ich mit nur einem Arm Basketball spielen? Ich sagte zu ihm: „Und? Willst du mitspielen?“. Der Bewohner lächelte und hatte einen Moment später einen Basketball in der Hand. Ich merkte, wie die anderen Bewohner ein bisschen vorsichtiger spielten und sich auch gefreut haben, ihn fröhlich beim Dribbeln zu sehen. Ich weiß noch, wie er kurze Zeit später einen Korb geworfen hat und alle gejubelt haben. In dem Moment habe ich Gänsehaut bekommen, als ich gesehen habe, wie sich alle gefreut haben und wie der Sport alle verbunden hat.

So lief der CampCup 2021 für die Teams der Erstaufnahmeeinrichtungen

Am 19. September hat die Brandenburgische Sportjugend das große Finale der Brandenburgischen Straßenfußball-Meisterschaft 2021 veranstaltet. Auf dem Parkplatz des Tropical Islands tummelten sich dann auch wieder Teams aus den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete. Vor allem ein Team aus Wünsdorf wird das Fußballfest so schnell nicht vergessen.

Beim Finale der Brandenburgischen Straßenfußball-Meisterschaft 2021 haben sich die Teams aus den Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete so richtig ausgetobt und mächtig ins Zeug gelegt. Schon vor Beginn der Turniere brachten sie sich beim Balljonglieren, Torwandschießen und Fußballdart auf Betriebstemperatur.

Egal, ob die Teams aus Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt, Doberlug-Kirchhain oder Wünsdorf: Alle hatten sie sich für diesen besonderen Tag in den frühen Morgenstunden auf den Weg Richtung Tropical Islands gemacht. „Man muss nur in die Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner schauen und wie fasziniert sie von der Veranstaltung sind. Es ist ein echtes Highlight“, sagte Thomas Wiedenbeck, Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtungen in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder).

Mit vor Ort war auch Tröpfli als Maskottchen der DRK-Blutspendedienste, das beim Maskottchen-Kick das Turnier eröffnete. Auf zehn Courts ging es dann darum, die besten Straßenfußballerinnen und -fußballer in Brandenburg zu finden. Dabei erwischte vor allem das Jugendlichen-Team „Mihan“ aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Wünsdorf einen Sahnetag und belegte in seiner Alterklasse den zweiten Platz.

Einmaliger Tag für Bewohnerinnen und Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtungen

Und auch, wenn es für die Spielerinnen und Spieler aus den Erstaufnahmeeinrichtungen für keine weiteren Pokale reichen sollte, erlebten sie trotzdem einen einmaligen Tag. „Sie kommen aus ihrem gewohnten Alltag heraus, lernen andere Teams und Menschen kennen und können ihrem Lieblingshobby nachgehen. Dass sie das gemeinsam erleben, ist wichtig und schafft jede Menge schöne Erinnerungen, die mehr Wert sind als jeder Pokal“, sagte Martin Prokof, der als Sportkoordinator der Teams aus Doberlug-Kirchhain mit dabei war.

Vor Ort war auch der DRK-Stand durchaus gefragt, an dem sich so einige Besucherinnen und Besucher am DRK-Quiz versuchten. Gleichzeitig kamen sie mit Mitarbeitenden der Erstaufnahmeeinrichtungen ins Gespräch. „Es war eine tolle Möglichkeit, um über die verschiedenen Bereiche ins Gespräch zu kommen, bei denen man es sich beim DRK engagieren kann“, resümiert Veit Klaue, Ehrenamtskoordinator in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain.

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