Christine Großer, Geschäftsführerin DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, im Interview

DRK betreut neues Info- und Versorgungszelt für Geflüchtete auf dem Bassinplatz in Potsdam

Das geplante Info- und Versorgungszelt für Geflüchtete aus der Ukraine auf dem Bassinplatz wird am Samstag, den 30. April, um 12 Uhr, öffnen. Darüber informierten heute bei einem Vor-Ort-Termin die Leiterin des Verwaltungsstabes Ukraine sowie Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, gemeinsam mit der Geschäftsführerin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, Christine Großer, sowie Thomas Brincker, Geschäftsführer Jobcenter Landeshauptstadt Potsdam. Geöffnet ist das 300 Quadratmeter große Zelt täglich in der Zeit von 12 bis 18 Uhr. Zusätzlich werden in der Zeit von 16 bis 18 Uhr Lunchpakte an Geflüchtete ausgegeben, die nicht bereits anders versorgt werden. Darüber hinaus gibt es Waschmaschinen und Trockner, die zu den Öffnungszeiten genutzt werden können.

Dazu sagt Stabsleiterin Brigitte Meier:

“Das Versorgungszelt dient der Entlastung der Helfenden Häuser und ist vor allem für die Geflüchteten gedacht, die derzeit privat untergebracht sind. Die Anlaufstellen, Bürgerhäuser und Ehrenamtlichen haben uns gespiegelt, wie wichtig vor allem für diese Menschen ein zentraler Versorgungpunkt in der Innenstadt ist. Neben der Möglichkeit sich vor Ort zu treffen und auszutauschen, spielt Beratung eine große Rolle. Beispielsweise das Thema finanzielle Hilfen und der geplante Übergang vom Asylbewerberleitungsgesetz ins SGB II zum 1. Juni sowie die Frage nach den richtigen Anlaufstellen bei Fragen rund um Arbeit, Aufenthalt und Unterkunft. Zusätzlich können die Menschen vor Ort ihre Wäsche waschen und gegebenenfalls mit Lunchpaketen versorgt werden. Ich danke allen Beteiligten für die Unterstützung und die schnelle Umsetzung des Projektes. Ein großer Dank geht an die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, die die Trägerschaft für das Versorgungszelt übernommen hat.“

Christine Großer, Geschäftsführerin DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, ergänzt:

„Durch unsere langjährige Betreuung der Erstaufnahmeeinrichtungen im Land Brandenburg, unsere Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwanderer in Potsdam und Teltow sowie ganz aktuell unsere Unterstützungsangebote am Bahnhof Cottbus und in der Potsdamer Metropolis- Halle verfügen wir über eine breite fachliche Expertise und fundierte Erfahrung im Aufbau und Betrieb von Angeboten für Geflüchtete. Mit der Trägerschaft des neuen Versorgungszelts auf dem Bassinplatz bündeln wir dieses Wissen und setzen unsere gute Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt fort. Der Fokus des neuen Angebots ist die Schaffung eines Infopoints und Treffcafés für Geflüchtete aus der Ukraine. Wir bieten damit vor allem einen zentralen Anlaufpunkt für Geflüchtete, die in Privathaushalten untergekommen sind und Unterstützung bei der täglichen Versorgung benötigen. Bei Bedarf bekommen sie am Bassinplatz Lunchpakete und können ihre Wäsche waschen. Gleichzeitig erhalten sie dort auch alle wichtigen Informationen zu Beratungsangeboten in der Stadt Potsdam.“

Neben dem Austausch der Geflüchteten untereinander, sollen auch Informationen zum Thema Arbeit und finanzielle Hilfen sowie der geplante Übergang aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in den Wirkungskreis des SGB II eine Rolle spielen.

Dazu Thomas Brincker, Geschäftsführer Jobcenter Landeshauptstadt Potsdam:

„Durch den geplanten Übergang in die Grundsicherung werden künftig umfassende Hilfen zur Sicherung des Lebensunterhalts, für die Gesundheitsversorgung und die Integration gewährleistet. Die aus der Ukraine geflüchteten Menschen werden damit den im Asylverfahren anerkannt Schutzberechtigten leistungsrechtlich gleichgestellt. Dementsprechend werden zur Gewährleistung und Erleichterung der Integration der Arbeitsmarktzugang klargestellt und Erleichterungen bei Wohnsitzauflagen insbesondere in Fällen der Aufnahme einer Beschäftigung, beim Besuch von Integrationskursen und eventuell notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen vorgenommen. Wir informieren zum frühestmöglichen Zeitpunkt über den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie die zur Verfügung stehenden Unterstützungsmöglichkeiten. Jungen geflüchteten Menschen zeigen wir Wege in die Berufsausbildung bzw. das Studium. Die bisher gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachbereichen der Landeshauptstadt bildet ein gutes Fundament, um den Geflüchteten einen guten und kompetenten Übergang zu ermöglichen und damit den Geflüchteten mögliche Ängste und Sorgen nehmen zu können.“

Seit Ausbruch des Krieges haben in der Landeshauptstadt Potsdam 2.686 aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei der Ausländerbehörde vorgesprochen. Mittlerweile sind über 2.600 digitale Krankenkassenkarten ausgestellt worden. Es wurden 1.741 Anträge auf finanzielle Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt, 1.456 davon sind bereits ausgezahlt worden.

Das Info- und Versorgungszelt auf dem Bassinplatz ist auf dem ehemaligen Busparkparkplatz errichtet worden. Der Wochenmarkt und die Skateranlage bleiben davon unberührt. Der Eingang zum Versorgungszelt befindet sich in der Charlottenstraße. Neben dem Zelt gibt es zwei Waschmaschinencontainer, die mit jeweils vier Waschmaschinen und drei Trocknern ausgestattet wurden. Darüber hinaus gibt es jeweils einen Damen- und einen Herren-WC-Container.

Viele weitere Informationen zum Thema Geflüchtete sind unter www.potsam.de/ukraine-hilfe.de zu finden und zusätzlich unter www.potsdam.de/ukraine.de auch in ukrainischer Sprache verfügbar.

Quelle: Stadt Potsdam

Migrationsberatung beim DRK (Symbolbild: Jörg F. Müller)

Geflüchtete aus der Ukraine erhalten Hilfe bei der DRK-Migrationsberatung

Wie kann ich mich für einen Sprachkurs anmelden? Wo muss ich Kindergeld beantragen? Und warum bekomme ich plötzlich weniger Geld vom Amt? Zu solchen und vielen weiteren Fragen berät DRK-Migrationsberaterin Laura C. Menschen, die neu nach Deutschland gekommen sind. Aktuell kommen auch viele Menschen aus der Ukraine zu ihr in die Beratungsstelle nach Potsdam. Was diese Menschen besonders bewegt und wie sich der Alltag für die DRK-Migrationsberaterin verändert hat, verrät sie im Gespräch.

Der Beratungsbedarf kam in Wellen: Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen machen sich auch bei der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg bemerkbar. Die erste Welle kam mit Beginn des Krieges Ende Februar, sagt Laura C. von der MBE-Beratungsstelle in Potsdam. Die Ratsuchenden waren zunächst jedoch keine Geflüchteten, sondern Menschen, die helfen wollten – Privatpersonen wie auch Unternehmen. Allein: Es hatten sich zu dem Zeitpunkt noch gar keine Geflüchteten in der DRK-Migrationsberatungsstelle gemeldet.

Diese Anfragen kamen dann in einer zweiten Welle, als die ersten Geflüchteten Potsdam erreichten. Größtenteils waren dies bislang zum einen Frauen und Kinder mit oder ohne ukrainische Staatsbürgerschaft, oft gut ausgebildet und mit guten Englischkenntnissen; zum anderen ältere Menschen, deren erwachsene Kinder in Potsdam leben und die darum dort bleiben möchten. Zur letzteren Gruppe zählen auch ukrainische Männer über 60, denen die Ausreise im Gegensatz zu jüngeren Männern mit ukrainischer Staatsbürgerschaft erlaubt ist.

Wichtigste Info für Ukraine-Flüchtlinge: Asylantrag ist vorerst nicht notwendig

Die wichtigste Information, die Geflüchtete aus der Ukraine in der DRK-Migrationsberatungsstelle aktuell erhalten: Nach derzeitigem Stand dürfen sie bis einschließlich 31. August 2022 visafrei in Deutschland bleiben. Das heißt, ein Asylantrag ist bis dahin nicht notwendig. Spätestens dann müssen sie sich aber bei der Ausländerbehörde melden, sofern sie weiter in Deutschland bleiben möchten. Dies gilt für alle Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine flüchten mussten – unabhängig davon, ob sie die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen oder nicht.

Wenn Menschen aus der Ukraine zu ihr in die Beratungsstelle kommen, klärt Laura C. zunächst, ob sie schon eine Unterkunft haben und, falls nicht, wo sie unterkommen können. Die nächste Frage ist dann, ob es ihnen gesundheitlich gut geht und ob sie Geld für die Grundversorgung zur Verfügung haben. Ist dies nicht der Fall, verweist die DRK-Migrationsberaterin die Geflüchteten ans Sozialamt, wo sie Sozialleistungen beantragen können.

Ab Juni gibt’s Geld vom Jobcenter

Dies wird sich bald ändern: Denn Geflüchtete aus der Ukraine, die die Voraussetzungen erfüllen und eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG erteilt bekommen, dürfen arbeiten und wechseln voraussichtlich ab dem 1. Juni 2022 den Rechtskreis für die finanzielle Unterstützung. Konkret heißt das: Geld erhalten sie dann nicht mehr nach dem Asylbewerbergesetz vom Sozialamt, sondern sie haben nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II) Anspruch auf Arbeitslosengeld II, also Hartz IV – sofern sie keine Arbeit finden.

Der Beratungsbedarf für Geflüchtete aus der Ukraine wird sich daher vermutlich bald vermehrt um Fragen nach Sprach- und Integrationskursen oder Anerkennung von Berufsabschlüssen drehen. Und um die Frage: Was passiert mit sogenannten Drittstaatsangehörigen? Denn noch ist unklar, wie die aktuelle aufenthaltsrechtliche Regelung für Menschen umgesetzt wird, die weder die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen noch in der Ukraine eine Schutzberechtigung erhalten hatten.

Dynamische Situation ist herausfordernd für DRK-Migrationsberatung

Die dynamische Entwicklung der Situation ist eine besondere Herausforderung für Migrationsberaterinnen wie Laura C. Sie muss sich ständig über neue Regelungen und Gesetze informieren, um auf dem Laufenden zu bleiben und um den Ratsuchenden, die sich bei ihr melden, die korrekten Informationen weiterzugeben. „Manches, was vor zwei Wochen galt, gilt jetzt nicht mehr“, sagt sie. Dies sorgt mitunter für Verwirrung, wenn Beratungsstellen, ehrenamtliche Helfende oder Geflüchtete, die schon länger in Deutschland sind, nicht mehr aktuelle Informationen an die Neuankömmlinge weitergeben.

Profesionelle Migrationsberatung bietet hohe Fachkompetenz

Nicht zuletzt deshalb ist die MBE so wichtig. „Das öffentliche Interesse an ehrenamtlichem Engagement ist derzeit groß, und das ist auch gut so“, sagt Laura C. Aber: Der professionellen Migrationsberatung, wie sie das DRK anbietet, fällt eine besondere Verantwortung zu. Als hauptberufliche Migrationsberaterin verfügt Laura C. über die notwendige fachliche Kompetenz, weiß sich zu vernetzen und kann sich zielgerichtet fortbilden lassen. Dann wiederum muss sie den Ratsuchenden immer wieder klarmachen: „Ich bin keine Rechtsanwältin und auch keine Sekretärin.“ Sie kann ihre Klientinnen und Klienten nicht zu jedem Termin, nicht bei jeder Kommunikation mit Behörden begleiten. Auch Rechtsberatung fällt nicht in ihren Aufgabenbereich. Ihr Job sei es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, „die Menschen so zu begleiten, dass sie mich irgendwann nicht mehr brauchen“.

Nach wie vor Beratungsbedarf für Menschen aus anderen Ländern

Und der Personenkreis der Ratsuchenden ist groß und vielfältig, genauso wie das DRK-Beratungsangebot: Das Hauptaugenmerk mag derzeit auf Geflüchteten aus der Ukraine liegen. Dennoch berät Laura C. auch weiter die Menschen, die schon vor der akuten Krise die DRK-Migrationsberatung aufgesucht haben. Die drei größten Gruppen sind Menschen aus Syrien, Menschen aus afrikanischen Staaten, hauptsächlich Kamerun, Kenia und Nigeria, sowie Menschen aus der Slowakei, aus Tschechien und aus Afghanistan. „Nur weil neue Anfragen dazukommen, heißt das nicht, dass Menschen, die schon etwas länger in Deutschland leben, keine Fragen mehr haben“, sagt sie.

Mehr Informationen zur DRK-Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer gibt’s hier.

Großes Kunstprojekt in Doberlug-Kirchhain

Kunst und gemeinsames Malen und Kreativ-Sein verbindet Menschen – ganz egal, woher sie kommen. Immer wieder freuen wir uns und sind beeindruckt, welche wunderschönen Projekte unsere Bewohnenden bei gemeinsamen Kunstprojekten erschaffen. Ein besonders großes und außergewöhnliches Kunstwerk kann aktuell in Doberlug-Kirchhain bestaunt werden.  

„Schon im Juni 2021 hatte uns Pfarrer Wendel von der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchhain angesprochen und uns gefragt, ob wir uns ein gemeinsames Projekt vorstellen können. Durch die Einbindung der Künstlerin Lena Braun, mit der wir schon mehrere Projekte umgesetzt haben, wurde es dann schnell konkret und wir konnten ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen“, berichtet Veit Klaue, Ehrenamtskoordinator und stellvertretender Teamleiter Sozialbetreuung bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain.

Hungertuch für die Stadtkirche Kirchhain

Die Idee: Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen der Erstaufnahmeeinrichtung, dem evangelischen Gymnasium vor Ort und dem Kinderheim in Kirchhain sollte ein Hunger- bzw. Fastentuch für die Stadtkirche Kirchhain gestaltet werden. Die großflächigen Tücher oder Vorhänge verhüllen während der Fastenzeit traditionell den Altarraum mit den bildlichen Darstellungen Jesu. Für die Stadtkirche Kirchhain bedeutet das die beeindruckende Gemäldegröße von sechseinhalb Metern Höhe und fast siebeneinhalb Metern Breite.

Inspiration: Der Schrei von Edvard Munk

Als Inspiration für das geplante Projekt diente das Gemälde von Edvard Munk „Der Schrei“. „Gemeinsam fanden wir, dass das Bild sehr gut zu der Situation Geflüchteter und dem Anliegen der Fastenzeit passt“, sagt Veit Klaue.

Nachdem Vorlage und Grundidee des Projekts feststanden, ging es im Februar richtig los: Zuerst wurde von jedem Kind ein Schattenriss erstellt und die Kinder fotografiert. Mit diesen Vorlagen ging es ans Gestalten des Bildes. Jedes Kind hatte die Aufgabe, sich selbst als rufende oder schreiende Person zu malen.

Dank des großen Eifers aller Kinder und Jugendlichen gingen die Malarbeiten schnell voran und das Gemälde konnte in relativ kurzer Zeit erstellt werden. „Ein ganz großer Dank gebührt Lena Braun, Daniela Bruchholz und Courtina Türke, die das Projekt die ganze Zeit betreut haben. Sie haben mit viel Geduld die Kinder motiviert und unterstützt. Denn, so schön ein solches Projekt ist, es gehört auch viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen dazu, um mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen ein so großes Kunstwerk zu gestalten“, sagt Veit Klaue.

Großes Gemälde in der Stadtkirche Kirchhain

Das wunderschöne Ergebnis der gemeinsamen Arbeit wurde am Aschermittwoch durch Mitarbeitende des DRK und Mitgliedern der Kirchengemeinde Kirchhain gemeinsam aufgehängt. Dank eines ausgeklügelten vorgefertigten Rahmens war dies fast problemlos möglich.

Noch bis zum Osterfest kann das Gemälde jetzt in der Stadtkirche Kirchhain bestaunt werden. Dann wird es abgenommen. Aber was dann? „Unser Ziel ist es, das Gemälde als Ganzes zu verkaufen, um den Erlös zur Neueindeckung des Kirchendaches zu spenden“, erläutert Veit Klaue.

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen, sich bei der Kirchengemeinde bei Pfarrer Wendel oder bei Veit Klaue von der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg (ehrenamt.doki(at)drk-fluechtlingshilfe-brb.de) zu melden.

Vom Leben in der Erstaufnahme über das Ehrenamt zum festen Job: Wie Ali Kanou in Deutschland angekommen ist

Eigentlich kommt Ali Kanou Anfang 2021 mit dem Wunsch nach Deutschland, ein weiterführendes Studium zu beginnen. Dann kommt er in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain an und entwickelt sich vom Bewohner zum ehrenamtlichen Helfer. Nebenbei verbessert er seine Deutschkenntnisse – und findet einen festen Job. Im Gespräch hat er uns verraten, warum er sich für ein Leben in Deutschland entschieden hat und was er sich für sein Heimatland wünscht.

Herr Kanou, wann sind Sie nach Deutschland gekommen?

Ich bin im Januar 2021 aus Syrien nach Deutschland und nach Doberlug-Kirchhain gekommen.

Warum haben Sie sich für ein Leben in Deutschland entschieden?

Während meines Studiums in Syrien haben meine Professoren mich darauf hingewiesen, dass es für das Studienfach „Erneuerbare Energien“ in Deutschland die besten Universitäten gibt. Deshalb stand für mich bereits sehr schnell fest, dass ich auch dort studieren möchte.

Neben meinem Studium begann ich selbstständig die deutsche Sprache zu erlernen. Dazu habe ich mir Bücher gekauft. In Syrien selbst gab es keine Möglichkeit, eine Prüfung abzulegen. Deshalb habe ich meine B1-Sprachprüfung im November 2019 im Libanon abgelegt.

Welche Träume haben Sie mit der Ankunft in Deutschland verknüpft?

Ich wollte unheimlich gerne ein Masterstudium im Bereich „erneuerbare Energien“ absolvieren.

Wie ist ihr Weg in Deutschland gelaufen?

Kurze Zeit, nachdem ich in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain angekommen war, konnte ich als Mentor für den Erstorientierungskurse-Bereich tätig sein. Der enge Kontakt zu den Mitarbeitern Günther Falkenhahn und Yazeed Mubarack ermöglichte es mir, meine Deutschkenntnisse zu vertiefen.

Auch nach meinem Umzug aus der EAE nach Bad Belzig konnte ich weiter ehrenamtlich in Doberlug-Kirchhain tätig sein. Damit hatte ich die Chance, mich aktiv auf die B2-Prüfung vorzubereiten. Diese habe ich im November 2021 erfolgreich bestanden. Der Ehrenamtskoordinator der Einrichtung hat mich dann sehr schnell auch als Lehrer für die ABC-Kurse eingesetzt. Auch dabei habe ich sehr viel gelernt.

Durch meine Kontakte in der EAE bin ich darauf gestoßen, dass ein Unternehmen aus Wildau gerade einen Bachelorabsolventen für „Erneuerbare Energien“ sucht. Auf diese Stelle habe ich mich beworben und bekam die Zusage. Am 14. März 2022 kann ich dort anfangen.

Wie steht es um ihren Traum vom weiterführenden Studium?

Neben meiner neuen Arbeit werde ich mich erst einmal auf die C1-Prüfung vorbereiten. Denn die ist Voraussetzung für ein Hochschulstudium. Mit meiner neuen Chefin werden wir dann ausloten, wie ich Job und weiterführendes Studium organisieren kann.

Herr Kanou, Sie leben seit Januar 2021 in Deutschland. Was beschäftigt Sie aktuell?

Ich wünsche mir Frieden für mein Heimatland Syrien und dass unter einer neuen Regierung die Menschen gemeinsam ihre und meine Heimat wiederaufbauen. Dabei möchte ich gerne dabei sein und meinem Land helfen. Gerade in Zukunft ist auch das Thema „erneuerbare Energien“ für mein Land von essentieller Bedeutung und ich möchte meine Kenntnisse dabei einbringen.

DRK fordert Einhaltung des humanitären Völkerrechts

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warnt vor einer verheerenden und langwierigen humanitären Katastrophe in der Ukraine. Es ruft die Konfliktparteien eindringlich dazu auf, ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht zum Schutz der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen einzuhalten. „Ich bin erschüttert über die hohe Zahl an zivilen Todesopfern und die Not der Menschen. Das Rote Kreuz begrüßt jede Initiative, die dem Schutz der Zivilbevölkerung dient und ihr eine Pause von der Gewalt verschafft. Wir möchten jedoch betonen, dass humanitäre Korridore von den Konfliktparteien gut geplant und auch sicher umgesetzt werden müssen. Nach dem humanitären Völkerrecht sind Konfliktparteien verpflichtet, Menschen, die umkämpfte Gebiete freiwillig verlassen wollen, eine sichere Evakuierung zu ermöglichen,“ sagt Iris Mitsostergios, Landeskonventionsbeauftragte im DRK-Landesverband Brandenburg e.V. Sie warnt außerdem vor dem Missbrauch des Rotkreuz-Schutzzeichens bei privaten Hilfstransporten nach Polen oder in die Ukraine.

Was auch immer die Konfliktparteien zur Evakuierung von Menschen aus umkämpften Gebieten vereinbarten, sagt Iris Mitsostergios weiter, das humanitäre Völkerrecht müsse grundsätzlich fortgelten: Die Kriegsparteien müssten weiterhin die Zivilbevölkerung sowie Kriegsgefangene und die zivile Infrastruktur schützen, um Trinkwasser, Energie- und Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. Humanitärer Zugang für neutrale und unparteiisch handelnde Hilfsorganisationen wie das Ukrainische Rotes Kreuz und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz müsse ermöglicht werden. Das bedeute, dass diejenigen, die bleiben wollen oder schwer evakuiert werden können – wie etwa ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen – von Angriffen unbedingt verschont bleiben müssen. Außerdem müssten auch alle Zivilisten außerhalb sogenannter humanitärer Korridore weiterhin geschützt werden.

Iris Mitsostergios kritisiert und ist alarmiert, dass private Helfer ihre Transporte vermehrt mit dem Rotkreuz-Schutzzeichen versehen. „Das ist ein klarer Missbrauch des Schutzzeichens, den wir scharf verurteilen. Die Verwendung des Roten Kreuzes, des Roten Halbmondes und des Roten Kristalls ist nach den Genfer Abkommen wie auch in deutschen Gesetzen streng reglementiert”, sagt Hasselfeldt. Das Symbol dürfe in Kriegssituationen zu Identifikations- und Schutzzwecken nur von den Sanitätsdiensten und dem Seelsorgepersonal der Streitkräfte, von Krankenhäusern sowie von anerkannten neutralen und unparteiischen Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz verwendet werden und diene der Sicherheit der humanitären Helfer sowie dem Schutz der von ihnen versorgten betroffenen Zivilbevölkerung.

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