Koordinieren die Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine am Bahnhof Cottbus (v. l.): Dr. Ralph Matzky, Präsident des DRK-Kreisverbands Cottbus-Spree-Neiße-West, Christian Walther (DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg) und Sebastian Berg (DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg)

Drehkreuz Cottbus – So unterstützt das DRK Geflüchtete aus der Ukraine am Hauptbahnhof

Als Anfang März die ersten Geflüchteten aus der Ukraine am Bahnhof in Cottbus ankamen, war die Hilfsbereitschaft sofort groß und kam von allen Seiten. Mittendrin: das Rote Kreuz. Von Anfang an versorgte der DRK-Kreisverband Cottbus-Spree-Neiße-West Menschen aus der Ukraine, die über Polen nach Deutschland flüchten.

Cottbus ist Drehkreuz für Verteilung von Ukraine-Geflüchteten

Seit dem 24. März bildet der Cottbusser Hauptbahnhof eines von drei bundesweiten Drehkreuzen für Geflüchtete aus der Ukraine. Neben Berlin und Hannover werden die Geflüchteten vorwiegend von dort aus in Sonderbussen in Brandenburg sowie in weitere Bundesländer und europäische Nachbarstaaten verteilt. Die Koordination des Cottbusser Drehkreuzes liegt in den Händen der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg. Bei Sebastian Berg, der als Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain bereits über umfassende Erfahrung in der Flüchtlingshilfe verfügt, laufen seitdem alle Fäden für die Versorgung der Geflüchteten am Cottbusser Bahnhof zusammen.

Dazu gehören die Verpflegung von Geflüchteten und Ehrenamtlichen, die technische Ausstattung des Ankunftszentrums, Organisation des nächtlichen Wachdienstes am Bahnhof, Organisation zusätzlicher Sonderbusse, wenn nötig, und so weiter.

DRK betreut Ankunftszentrum am Hauptbahnhof Cottbus

Die DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg hat zudem ein einladendes Ankunftszentrum am Cottbusser Hauptbahnhof aus beheizten Zelten mit Aufenthaltsmöglichkeiten, Spielecke und Sandkasten, Essensausgabe und Handyladestationen aufgebaut. Hier finden die neu angekommenen Geflüchteten Ansprechpersonen, können für ein paar Stunden zur Ruhe kommen, sich stärken. Eines der Zelte bietet auch eine Handvoll Notschlafplätze – falls doch mal jemand abends in Cottbus strandet und nicht weiterkommt, sagt Sebastian Berg. Meist halten sich die Geflüchteten allerdings nur kurz am Cottbusser Hauptbahnhof auf, die meisten reisen sofort weiter.

DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg und DRK-Kreisverband Cottbus-Spree-Neiße-West arbeiten in Cottbus Hand in Hand

Während die DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg hauptamtlich die Prozesse des Cottbusser Drehkreuzes steuert, liegt das operative Geschäft, also die konkrete Versorgung und Betreuung der Geflüchteten am Bahnhof, weiter in den Händen von hauptamtlichen Mitarbeitenden des DRK-Kreisverbands und Ehrenamtlichen. Dr. Ralph Matzky, Präsident des DRK-Kreisverbands Cottbus-Spree-Neiße-West, koordiniert das Team der Helferinnen und Helfer.

Sie empfangen die Menschen aus der Ukraine, wenn die Sonderzüge aus Polen in Cottbus ankommen. Am Gleis warten dann Notarzt und Dolmetscher, per Megafon werden die Neuankömmlinge begrüßt und über den Ablauf informiert: Passkontrolle durch die Bundespolizei, wo geht es zu den Gleisen zur selbstständigen Weiterfahrt und zum Reisezentrum, wo geht es zum Ankunftszentrum des DRK. Schilder in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb weisen zusätzlich den Weg und geben wichtige Informationen auf Ukrainisch, Englisch, Deutsch und Russisch.

Die DRK-Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen helfen beim Gepäcktragen und dem Suchen von Zugverbindungen, verpflegen die neu Angekommenen im DRK-Ankunftszentrum mit Essen, beantworten Fragen, klären medizinische Bedarfe, verteilen Spenden und sorgen dafür, dass alle Geflüchteten weiterfahren oder in Cottbus unterkommen können.

„Ohne die Ehrenamtlichen würde es nicht funktionieren“

Dr. Ralph Matzky bildet mit weiteren Mitarbeitenden des Kreisverbands, darunter Einsatzkräften aus dem Sanitätsdienst, und mindestens einer sprachmittelnden Person das Kernteam der DRK-Hilfe am Cottbusser Bahnhof. Dazu kommen zahlreiche ungebundene ehrenamtliche Helfende und Dolmetschende. „Ohne die würde es nicht funktionieren“, sagt Dr. Ralph Matzky.

DRK Notunterkunft Metropolishalle

DRK Flüchtlingshilfe gibt Einblicke in die Notunterkunft in der Potsdamer Metropolis-Halle

Die Leiterin des Ukraine-Verwaltungsstabes in der Landeshauptstadt Potsdam und Beigeordnete für Ordnung-Sicherheit, Soziales und Gesundheit hat heute in einem Vor-Ort-Termin gemeinsam mit der Leiterin der Notunterkunft, Constanze Kaden von der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, über den aktuellen Stand in der Notunterkunft Metropolis-Halle in Potsdam Babelsberg berichtet. In der Veranstaltungshalle sind insgesamt 300 Schlafplätze für Erwachsene sowie Kinderbetten aufgebaut. Die 3000 Quadratmeter große Halle wurde in mehr als 80 Kabinen aufgeteilt, in denen jeweils mehrere Betten, ein Spind, Tische und Stühle aufgebaut sind. Aktuell sind in der Unterkunft 180 geflüchtete Menschen untergebracht, davon sind 128 Erwachsene und 52 Kinder.

„Die Zusammenarbeit hier vor Ort und die Ablaufprozesse sind hoch professionell“, lobt die Leiterin des Ukraine-Verwaltungsstabes, Brigitte Meier. „Die DRK-Flüchtlingshilfe macht hier einen wirklich guten Job. Es ist und bleibt die Unterbringung in einer großen Halle, aber ich denke, alle Beteiligten haben das Beste daraus gemacht, vielen Dank.“, so Meier. In der Unterkunft sind aktuell 180 Menschen untergebracht, sowohl Familien als auch alleinreisende Frauen und Männer sowie Kinder, ältere und jüngere Menschen. Die Mitarbeitenden des DRK sind vor Ort erste Ansprechpersonen für die Geflüchteten und stehen für alle Fragen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet das DRK in der Unterkunft Sozialbetreuung und Sozialberatung sowie durch Unterstützung des DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig dreimal wöchentlich auch Coronatestungen in der Unterkunft.

Dazu Constanze Kaden, Leiterin der Notunterkunft in der Metropolis-Halle, DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg:

„Der Betrieb der Notunterkunft in der Metropolis-Halle läuft seit der Eröffnung vor drei Wochen sehr gut. Dank unserer Erfahrungen aus der Nothilfe in den Jahren 2015 und 2016 sowie unserer fortlaufenden Arbeit in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes Brandenburg können wir auf ein breites Wissen in der Flüchtlingshilfe und auf etablierte Standards im Aufbau und der Betreuung von Unterkünften für Geflüchtete zurückgreifen. Unsere Mitarbeitenden sind jederzeit als Ansprechpersonen für die Menschen in der Unterkunft da. Sie heißen sie in der Unterkunft willkommen, unterstützen bei allen Fragen und vermitteln bei Bedarf an weiterführende Beratungsangebote. Allen Menschen, die zu uns in die Metropolis-Halle kommen, bieten wir einen Ort, um in dieser für sie äußerst schwierigen und belastenden Zeit zur Ruhe zu kommen und sich zu orientieren.“

Erstes Zuhause in Potsdam

Auch das Thema sozialer Wohnraum und verfügbare Wohnungen für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen spielte vor Ort eine Rolle. „Was jetzt wichtig ist, ist der nächste Schritt“, so Meier. „Ein großer Teil der Geflüchteten, die bei uns in der Behlertstraße vorsprechen, fragt konkret nach Sozialwohnungen in Potsdam. Leider müssen wir hier ganz deutlich die Hoffnung von ukrainischen Geflüchteten dämpfen, dass für sie in Potsdam in absehbarer Zeit genügend verfügbare Wohnungen zur Verfügung stehen. Die Perspektive für die nächste Zeit sind klassische Gemeinschaftsunterkünfte, oder wie hier, die umfunktionierte Metropolis-Halle. Aber auch hier haben wir nur begrenzt Platz. Mit den Geflüchteten werden wir daher vermehrt ins Gespräch gehen und über diese Situation informieren“, so Meier.

Die Beigeordnete ergänzt:

„Auch wenn bereits Wohnberechtigungsscheine erteilt worden sind, bedeutet dies nicht, dass sozialer Wohnraum zeitnah zur Verfügung gestellt werden kann. In dieser Situation sind ukrainischen Geflüchtete gleichgestellt mit allen anderen wohnungssuchenden Potsdamerinnen und Potsdamern sowie schon länger untergebrachten Geflüchteten“. Die Vergabe erfolgt nach einheitlichen Dringlichkeitskriterien. Deswegen muss die hohe Erwartungshaltung der Geflüchteten und auch ihrer Helfer leider gedämpft werden. „Die Landeshauptstadt bündelt all ihre Kräfte, um mit ihren Partnern, wie die Pro Potsdam, den sozialen Wohnungsbau weiter voranzutreiben“, so Meier.

Aktuell sind 285 Geflüchtete in Hotels und Pensionen in der Landeshauptstadt untergebracht, 34 in der Notunterkunft Biosphäre. Seit Ausbruch des Krieges haben in der Landeshauptstadt Potsdam 2.775 aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei der Ausländerbehörde vorgesprochen. Es wurden 1.779 Anträge auf finanzielle Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt, 1.587 davon sind bereits ausgezahlt worden.
Viele wichtige Informationen für Geflüchtete sind im FAQ unter www.potsdam.de/ukraine-hilfe zu finden und auch auf Ukrainisch abrufbar www.potsdam.de/ukraine.

Bereits vor Ostern hat die Landeshauptstadt Potsdam die Metropolis-Halle in Potsdam-Babelsberg als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in der Landeshauptstadt Potsdam geschaffen. Zuvor hatten die Stadtverordneten in ihrer Sitzung im Hauptausschuss am 30. März mehrheitlich beschlossen, dass die Metropolis-Halle für die Aufnahme von Geflüchteten ausgebaut und vorbereitet wird.

Quelle: Stadt Potsdam

 

Christine Großer, Geschäftsführerin DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, im Interview

DRK betreut neues Info- und Versorgungszelt für Geflüchtete auf dem Bassinplatz in Potsdam

Das geplante Info- und Versorgungszelt für Geflüchtete aus der Ukraine auf dem Bassinplatz wird am Samstag, den 30. April, um 12 Uhr, öffnen. Darüber informierten heute bei einem Vor-Ort-Termin die Leiterin des Verwaltungsstabes Ukraine sowie Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, gemeinsam mit der Geschäftsführerin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, Christine Großer, sowie Thomas Brincker, Geschäftsführer Jobcenter Landeshauptstadt Potsdam. Geöffnet ist das 300 Quadratmeter große Zelt täglich in der Zeit von 12 bis 18 Uhr. Zusätzlich werden in der Zeit von 16 bis 18 Uhr Lunchpakte an Geflüchtete ausgegeben, die nicht bereits anders versorgt werden. Darüber hinaus gibt es Waschmaschinen und Trockner, die zu den Öffnungszeiten genutzt werden können.

Dazu sagt Stabsleiterin Brigitte Meier:

“Das Versorgungszelt dient der Entlastung der Helfenden Häuser und ist vor allem für die Geflüchteten gedacht, die derzeit privat untergebracht sind. Die Anlaufstellen, Bürgerhäuser und Ehrenamtlichen haben uns gespiegelt, wie wichtig vor allem für diese Menschen ein zentraler Versorgungpunkt in der Innenstadt ist. Neben der Möglichkeit sich vor Ort zu treffen und auszutauschen, spielt Beratung eine große Rolle. Beispielsweise das Thema finanzielle Hilfen und der geplante Übergang vom Asylbewerberleitungsgesetz ins SGB II zum 1. Juni sowie die Frage nach den richtigen Anlaufstellen bei Fragen rund um Arbeit, Aufenthalt und Unterkunft. Zusätzlich können die Menschen vor Ort ihre Wäsche waschen und gegebenenfalls mit Lunchpaketen versorgt werden. Ich danke allen Beteiligten für die Unterstützung und die schnelle Umsetzung des Projektes. Ein großer Dank geht an die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, die die Trägerschaft für das Versorgungszelt übernommen hat.“

Christine Großer, Geschäftsführerin DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg, ergänzt:

„Durch unsere langjährige Betreuung der Erstaufnahmeeinrichtungen im Land Brandenburg, unsere Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwanderer in Potsdam und Teltow sowie ganz aktuell unsere Unterstützungsangebote am Bahnhof Cottbus und in der Potsdamer Metropolis- Halle verfügen wir über eine breite fachliche Expertise und fundierte Erfahrung im Aufbau und Betrieb von Angeboten für Geflüchtete. Mit der Trägerschaft des neuen Versorgungszelts auf dem Bassinplatz bündeln wir dieses Wissen und setzen unsere gute Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt fort. Der Fokus des neuen Angebots ist die Schaffung eines Infopoints und Treffcafés für Geflüchtete aus der Ukraine. Wir bieten damit vor allem einen zentralen Anlaufpunkt für Geflüchtete, die in Privathaushalten untergekommen sind und Unterstützung bei der täglichen Versorgung benötigen. Bei Bedarf bekommen sie am Bassinplatz Lunchpakete und können ihre Wäsche waschen. Gleichzeitig erhalten sie dort auch alle wichtigen Informationen zu Beratungsangeboten in der Stadt Potsdam.“

Neben dem Austausch der Geflüchteten untereinander, sollen auch Informationen zum Thema Arbeit und finanzielle Hilfen sowie der geplante Übergang aus dem Asylbewerberleistungsgesetz in den Wirkungskreis des SGB II eine Rolle spielen.

Dazu Thomas Brincker, Geschäftsführer Jobcenter Landeshauptstadt Potsdam:

„Durch den geplanten Übergang in die Grundsicherung werden künftig umfassende Hilfen zur Sicherung des Lebensunterhalts, für die Gesundheitsversorgung und die Integration gewährleistet. Die aus der Ukraine geflüchteten Menschen werden damit den im Asylverfahren anerkannt Schutzberechtigten leistungsrechtlich gleichgestellt. Dementsprechend werden zur Gewährleistung und Erleichterung der Integration der Arbeitsmarktzugang klargestellt und Erleichterungen bei Wohnsitzauflagen insbesondere in Fällen der Aufnahme einer Beschäftigung, beim Besuch von Integrationskursen und eventuell notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen vorgenommen. Wir informieren zum frühestmöglichen Zeitpunkt über den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sowie die zur Verfügung stehenden Unterstützungsmöglichkeiten. Jungen geflüchteten Menschen zeigen wir Wege in die Berufsausbildung bzw. das Studium. Die bisher gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachbereichen der Landeshauptstadt bildet ein gutes Fundament, um den Geflüchteten einen guten und kompetenten Übergang zu ermöglichen und damit den Geflüchteten mögliche Ängste und Sorgen nehmen zu können.“

Seit Ausbruch des Krieges haben in der Landeshauptstadt Potsdam 2.686 aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei der Ausländerbehörde vorgesprochen. Mittlerweile sind über 2.600 digitale Krankenkassenkarten ausgestellt worden. Es wurden 1.741 Anträge auf finanzielle Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gestellt, 1.456 davon sind bereits ausgezahlt worden.

Das Info- und Versorgungszelt auf dem Bassinplatz ist auf dem ehemaligen Busparkparkplatz errichtet worden. Der Wochenmarkt und die Skateranlage bleiben davon unberührt. Der Eingang zum Versorgungszelt befindet sich in der Charlottenstraße. Neben dem Zelt gibt es zwei Waschmaschinencontainer, die mit jeweils vier Waschmaschinen und drei Trocknern ausgestattet wurden. Darüber hinaus gibt es jeweils einen Damen- und einen Herren-WC-Container.

Viele weitere Informationen zum Thema Geflüchtete sind unter www.potsam.de/ukraine-hilfe.de zu finden und zusätzlich unter www.potsdam.de/ukraine.de auch in ukrainischer Sprache verfügbar.

Quelle: Stadt Potsdam

Migrationsberatung beim DRK (Symbolbild: Jörg F. Müller)

Geflüchtete aus der Ukraine erhalten Hilfe bei der DRK-Migrationsberatung

Wie kann ich mich für einen Sprachkurs anmelden? Wo muss ich Kindergeld beantragen? Und warum bekomme ich plötzlich weniger Geld vom Amt? Zu solchen und vielen weiteren Fragen berät DRK-Migrationsberaterin Laura C. Menschen, die neu nach Deutschland gekommen sind. Aktuell kommen auch viele Menschen aus der Ukraine zu ihr in die Beratungsstelle nach Potsdam. Was diese Menschen besonders bewegt und wie sich der Alltag für die DRK-Migrationsberaterin verändert hat, verrät sie im Gespräch.

Der Beratungsbedarf kam in Wellen: Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen machen sich auch bei der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg bemerkbar. Die erste Welle kam mit Beginn des Krieges Ende Februar, sagt Laura C. von der MBE-Beratungsstelle in Potsdam. Die Ratsuchenden waren zunächst jedoch keine Geflüchteten, sondern Menschen, die helfen wollten – Privatpersonen wie auch Unternehmen. Allein: Es hatten sich zu dem Zeitpunkt noch gar keine Geflüchteten in der DRK-Migrationsberatungsstelle gemeldet.

Diese Anfragen kamen dann in einer zweiten Welle, als die ersten Geflüchteten Potsdam erreichten. Größtenteils waren dies bislang zum einen Frauen und Kinder mit oder ohne ukrainische Staatsbürgerschaft, oft gut ausgebildet und mit guten Englischkenntnissen; zum anderen ältere Menschen, deren erwachsene Kinder in Potsdam leben und die darum dort bleiben möchten. Zur letzteren Gruppe zählen auch ukrainische Männer über 60, denen die Ausreise im Gegensatz zu jüngeren Männern mit ukrainischer Staatsbürgerschaft erlaubt ist.

Wichtigste Info für Ukraine-Flüchtlinge: Asylantrag ist vorerst nicht notwendig

Die wichtigste Information, die Geflüchtete aus der Ukraine in der DRK-Migrationsberatungsstelle aktuell erhalten: Nach derzeitigem Stand dürfen sie bis einschließlich 31. August 2022 visafrei in Deutschland bleiben. Das heißt, ein Asylantrag ist bis dahin nicht notwendig. Spätestens dann müssen sie sich aber bei der Ausländerbehörde melden, sofern sie weiter in Deutschland bleiben möchten. Dies gilt für alle Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine flüchten mussten – unabhängig davon, ob sie die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen oder nicht.

Wenn Menschen aus der Ukraine zu ihr in die Beratungsstelle kommen, klärt Laura C. zunächst, ob sie schon eine Unterkunft haben und, falls nicht, wo sie unterkommen können. Die nächste Frage ist dann, ob es ihnen gesundheitlich gut geht und ob sie Geld für die Grundversorgung zur Verfügung haben. Ist dies nicht der Fall, verweist die DRK-Migrationsberaterin die Geflüchteten ans Sozialamt, wo sie Sozialleistungen beantragen können.

Ab Juni gibt’s Geld vom Jobcenter

Dies wird sich bald ändern: Denn Geflüchtete aus der Ukraine, die die Voraussetzungen erfüllen und eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG erteilt bekommen, dürfen arbeiten und wechseln voraussichtlich ab dem 1. Juni 2022 den Rechtskreis für die finanzielle Unterstützung. Konkret heißt das: Geld erhalten sie dann nicht mehr nach dem Asylbewerbergesetz vom Sozialamt, sondern sie haben nach dem zweiten Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB II) Anspruch auf Arbeitslosengeld II, also Hartz IV – sofern sie keine Arbeit finden.

Der Beratungsbedarf für Geflüchtete aus der Ukraine wird sich daher vermutlich bald vermehrt um Fragen nach Sprach- und Integrationskursen oder Anerkennung von Berufsabschlüssen drehen. Und um die Frage: Was passiert mit sogenannten Drittstaatsangehörigen? Denn noch ist unklar, wie die aktuelle aufenthaltsrechtliche Regelung für Menschen umgesetzt wird, die weder die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzen noch in der Ukraine eine Schutzberechtigung erhalten hatten.

Dynamische Situation ist herausfordernd für DRK-Migrationsberatung

Die dynamische Entwicklung der Situation ist eine besondere Herausforderung für Migrationsberaterinnen wie Laura C. Sie muss sich ständig über neue Regelungen und Gesetze informieren, um auf dem Laufenden zu bleiben und um den Ratsuchenden, die sich bei ihr melden, die korrekten Informationen weiterzugeben. „Manches, was vor zwei Wochen galt, gilt jetzt nicht mehr“, sagt sie. Dies sorgt mitunter für Verwirrung, wenn Beratungsstellen, ehrenamtliche Helfende oder Geflüchtete, die schon länger in Deutschland sind, nicht mehr aktuelle Informationen an die Neuankömmlinge weitergeben.

Profesionelle Migrationsberatung bietet hohe Fachkompetenz

Nicht zuletzt deshalb ist die MBE so wichtig. „Das öffentliche Interesse an ehrenamtlichem Engagement ist derzeit groß, und das ist auch gut so“, sagt Laura C. Aber: Der professionellen Migrationsberatung, wie sie das DRK anbietet, fällt eine besondere Verantwortung zu. Als hauptberufliche Migrationsberaterin verfügt Laura C. über die notwendige fachliche Kompetenz, weiß sich zu vernetzen und kann sich zielgerichtet fortbilden lassen. Dann wiederum muss sie den Ratsuchenden immer wieder klarmachen: „Ich bin keine Rechtsanwältin und auch keine Sekretärin.“ Sie kann ihre Klientinnen und Klienten nicht zu jedem Termin, nicht bei jeder Kommunikation mit Behörden begleiten. Auch Rechtsberatung fällt nicht in ihren Aufgabenbereich. Ihr Job sei es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, „die Menschen so zu begleiten, dass sie mich irgendwann nicht mehr brauchen“.

Nach wie vor Beratungsbedarf für Menschen aus anderen Ländern

Und der Personenkreis der Ratsuchenden ist groß und vielfältig, genauso wie das DRK-Beratungsangebot: Das Hauptaugenmerk mag derzeit auf Geflüchteten aus der Ukraine liegen. Dennoch berät Laura C. auch weiter die Menschen, die schon vor der akuten Krise die DRK-Migrationsberatung aufgesucht haben. Die drei größten Gruppen sind Menschen aus Syrien, Menschen aus afrikanischen Staaten, hauptsächlich Kamerun, Kenia und Nigeria, sowie Menschen aus der Slowakei, aus Tschechien und aus Afghanistan. „Nur weil neue Anfragen dazukommen, heißt das nicht, dass Menschen, die schon etwas länger in Deutschland leben, keine Fragen mehr haben“, sagt sie.

Mehr Informationen zur DRK-Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer gibt’s hier.

Großes Kunstprojekt in Doberlug-Kirchhain

Kunst und gemeinsames Malen und Kreativ-Sein verbindet Menschen – ganz egal, woher sie kommen. Immer wieder freuen wir uns und sind beeindruckt, welche wunderschönen Projekte unsere Bewohnenden bei gemeinsamen Kunstprojekten erschaffen. Ein besonders großes und außergewöhnliches Kunstwerk kann aktuell in Doberlug-Kirchhain bestaunt werden.  

„Schon im Juni 2021 hatte uns Pfarrer Wendel von der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchhain angesprochen und uns gefragt, ob wir uns ein gemeinsames Projekt vorstellen können. Durch die Einbindung der Künstlerin Lena Braun, mit der wir schon mehrere Projekte umgesetzt haben, wurde es dann schnell konkret und wir konnten ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen“, berichtet Veit Klaue, Ehrenamtskoordinator und stellvertretender Teamleiter Sozialbetreuung bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg in der Erstaufnahmeeinrichtung in Doberlug-Kirchhain.

Hungertuch für die Stadtkirche Kirchhain

Die Idee: Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen der Erstaufnahmeeinrichtung, dem evangelischen Gymnasium vor Ort und dem Kinderheim in Kirchhain sollte ein Hunger- bzw. Fastentuch für die Stadtkirche Kirchhain gestaltet werden. Die großflächigen Tücher oder Vorhänge verhüllen während der Fastenzeit traditionell den Altarraum mit den bildlichen Darstellungen Jesu. Für die Stadtkirche Kirchhain bedeutet das die beeindruckende Gemäldegröße von sechseinhalb Metern Höhe und fast siebeneinhalb Metern Breite.

Inspiration: Der Schrei von Edvard Munk

Als Inspiration für das geplante Projekt diente das Gemälde von Edvard Munk „Der Schrei“. „Gemeinsam fanden wir, dass das Bild sehr gut zu der Situation Geflüchteter und dem Anliegen der Fastenzeit passt“, sagt Veit Klaue.

Nachdem Vorlage und Grundidee des Projekts feststanden, ging es im Februar richtig los: Zuerst wurde von jedem Kind ein Schattenriss erstellt und die Kinder fotografiert. Mit diesen Vorlagen ging es ans Gestalten des Bildes. Jedes Kind hatte die Aufgabe, sich selbst als rufende oder schreiende Person zu malen.

Dank des großen Eifers aller Kinder und Jugendlichen gingen die Malarbeiten schnell voran und das Gemälde konnte in relativ kurzer Zeit erstellt werden. „Ein ganz großer Dank gebührt Lena Braun, Daniela Bruchholz und Courtina Türke, die das Projekt die ganze Zeit betreut haben. Sie haben mit viel Geduld die Kinder motiviert und unterstützt. Denn, so schön ein solches Projekt ist, es gehört auch viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen dazu, um mit Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen ein so großes Kunstwerk zu gestalten“, sagt Veit Klaue.

Großes Gemälde in der Stadtkirche Kirchhain

Das wunderschöne Ergebnis der gemeinsamen Arbeit wurde am Aschermittwoch durch Mitarbeitende des DRK und Mitgliedern der Kirchengemeinde Kirchhain gemeinsam aufgehängt. Dank eines ausgeklügelten vorgefertigten Rahmens war dies fast problemlos möglich.

Noch bis zum Osterfest kann das Gemälde jetzt in der Stadtkirche Kirchhain bestaunt werden. Dann wird es abgenommen. Aber was dann? „Unser Ziel ist es, das Gemälde als Ganzes zu verkaufen, um den Erlös zur Neueindeckung des Kirchendaches zu spenden“, erläutert Veit Klaue.

Alle Interessenten sind herzlich eingeladen, sich bei der Kirchengemeinde bei Pfarrer Wendel oder bei Veit Klaue von der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg (ehrenamt.doki(at)drk-fluechtlingshilfe-brb.de) zu melden.

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