Im Gespräch: Thomas Wiedenbeck, Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder)

Thomas Wiedenbeck ist seit Juli 2021 Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder). Im Interview erzählt er von seinem ersten Jahr als Leiter der Einrichtung und warum ihn die Arbeit bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost erfüllt.

Herr Wiedenbeck, Sie sind seit Juli 2021, also seit einem guten Jahr, Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt. Ein Jahr, in dem viel los war. Was ist Ihre persönliche Bilanz zu den ersten Monaten in dieser Position?

Es war ein spannendes Jahr mit drei Ereignissen, die große Fluchtbewegungen ausgelöst haben: die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan, die zahlreichen Geflüchteten, die versuchten, über Belarus in die EU einzureisen, und dann der Krieg in der Ukraine. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, aber aufgefangen worden: Ich konnte mich hier auf unglaublich gute Strukturen verlassen, die ich von meinen Vorgängern übernommen habe. Außerdem haben wir in unserer Einrichtung sehr aktive Teamleitungen. Mit ihnen arbeite ich gut zusammen und kann mich auf sie verlassen. Das hat mir in diesem anspruchsvollen Jahr stark geholfen.

Zusätzlich zu diesen drei großen Fluchtbewegungen durch Afghanistan, Belarus und Ukraine spielte auch die Coronapandemie immer noch eine Rolle…

Stimmt, über allem hing noch das Damoklesschwert Corona. Die Belegungssteuerung erfolgte immer unter Beachtung eines strikten Quarantänemanagements. Außerdem konnten viele Betreuungsangebote nicht oder nur stark eingeschränkt unterbreitet werden, Weiterbildungen und auch Feste sowohl für Bewohnende als auch für unsere Beschäftigten mussten gestrichen werden. Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, bin ich erstaunt, wie ruhig eigentlich alles abgelaufen ist. Mich hat beeindruckt, zu welchen Leistungen unsere Beschäftigten in der Lage sind. Das hat mir Kraft gegeben und die Zuversicht, dass ich mich darauf verlassen kann, dass es auch läuft, wenn ich mal nicht in der Einrichtung sein kann. Das ist ein gutes Gefühl.

Wie sind Sie überhaupt Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt geworden?

Ich bin Volljurist und habe in Berlin knapp 20 Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet. Um 2019, mit knapp 50, habe ich mir die Frage gestellt: Will ich das noch die nächsten 20 Jahre bis zur Rente machen? Ich kam zu dem Schluss: Nein, möchte ich nicht. Ich wollte etwas übers Geldverdienen hinaus tun, etwas, was der Gesellschaft und dem Gemeinwohl mehr dient. Nach einigen Gespräche mit Akteuren aus dem gemeinnützigen Bereich fing ich im November 2019 als Teamleiter Sozialdienst in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete am Standort Frankfurt (Oder) an. Sozialdienst beinhaltet Beratung und Betreuung von Geflüchteten. Das war mein erster Schritt bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost.

Und wie kamen Sie dann nach Eisenhüttenstadt?

Dazu muss ich kurz etwas zur Struktur der Erstaufnahmeeinrichtung erklären. Diese hat zwei Standorte: Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder). Mitte Juni 2020 fragte mich die Geschäftsführerin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost gGmbH, ob ich mir vorstellen könnte, nach Ausscheiden des damaligen Objektleiters die Leitung der gesamten Erstaufnahmeeinrichtung zu übernehmen. Zum September 2020 wechselte ich dann zunächst als stellvertretender Objektleiter in die „Zentrale“ nach Eisenhüttenstadt und hatte ein Dreivierteljahr Einarbeitungszeit. Zum 1. Juli 2021 habe ich dann die Objektleitung übernommen.

Würden Sie sagen, Ihr Wunsch nach einer sinnstiftenden Arbeit hat sich erfüllt?

Ja, auf jeden Fall! So anstrengend es auch manchmal sein kann – es ist einfach ein großartiger Job, den ich habe. Dinge entscheiden zu können, Dinge gestalten zu können, ein Team, auf das man sich verlassen kann – das macht einfach Spaß. Ich habe es keinen einzigen Tag bereut, die Anwaltstätigkeit aufgegeben und zum DRK gewechselt zu haben. Ich würde die Entscheidung jederzeit wieder treffen. Es ist ja nicht nur die Tätigkeit, die mir wirklich Spaß macht, sondern tatsächlich auch das Deutsche Rote Kreuz. Das Rote Kreuz kennt jeder, und es fällt nicht schwer, sich mit dem DRK und dessen Grundsätzen zu identifizieren.

Was sind Ihre Aufgaben als Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung?

In meiner Stellenbeschreibung steht u.a.: „Verantwortung des Aufbaus des operativen Betriebs in Koordination mit allen Partnern“. Aufgebaut ist der operative Betrieb, aber in meiner täglichen Arbeit geht es um dessen Sicherstellung: Immer wieder zu gewährleisten, dass in unserer Erstaufnahmeeinrichtung mit oft mehr als 1.000 Geflüchteten, über 100 Beschäftigten und der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren wie z.B. der Zentralen Ausländerbehörde (ZABH) oder unseren Nachunternehmern alle Räder ineinandergreifen. Die Personalauswahl ist dabei ganz wichtig, vor allem für die Führung der Teams: Die Teamleitungen sind die wichtigsten Stützen. Auch die Qualitätssicherung aller Prozesse, vor allem der Weg von Geflüchteten vom Betreten der Erstaufnahmeeinrichtung bis zu dem Punkt, an dem sie diese wieder verlassen, ist wichtiger Teil meiner Aufgabe. Dazu kommen viele kurzfristige operative Entscheidungen, die ich treffen muss, wenn wir vor Herausforderungen stehen, bei denen ich morgens noch nicht weiß, was im Laufe des Tages auf mich zukommt.

Welche Erfahrungen aus Ihrer früheren Tätigkeit als Rechtsanwalt helfen Ihnen bei Ihrer Arbeit als Objektleiter?

Viele. Klassische juristische Tätigkeiten gibt’s hier auch: Einen Vertrag lesen und bewerten zu können, ist viel wert, weil wir mit mehreren Akteuren zusammenarbeiten, mit denen wir Verträge haben. Darüber hinaus hilft mir die Fähigkeit, einen Sachverhalt relativ nüchtern zu betrachten, zu bewerten, zu Schlüssen zu kommen. Und, auch das lernt man als Jurist: sich auf verschiedene Charaktere einzustellen. Die Fähigkeit, sich auf die Gesprächspartner einzustellen und sie so zu nehmen, wie sie sind, ist etwas ganz Wichtiges. Das habe ich mit den Jahren gelernt.

Und welche persönlichen Erfahrungen oder Interessen können Sie als Objektleiter einer Erstaufnahmeeinrichtung gut einbringen?

Vielleicht ist es bei mir das Reisen: Ich bin immer gern gereist, meist als Rucksacktourist durch fremde Länder. So kam ich früh in Kontakt mit anderen Kulturen und Sprachen. Ich denke, es hilft einfach, einen Blick auf andere Kulturen zu haben, die Offenheit dafür zu haben.

Was sind in Ihren Augen die wichtigsten Eigenschaften, die man in Ihrer Position als Objektleiter der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt braucht?

Der Blick fürs Ganze. Einen großen Überblick über alle Prozesse zu haben, die Möglichkeit, sich auf verschiedene Gesprächspartner einzustellen. Wer das nicht kann, ist hier wahrscheinlich fehl am Platz. Außerdem ist Wertschätzung allen Beschäftigten gegenüber ganz wichtig, ihnen zu zeigen: „Ich interessiere mich für das, was du tust, und schätze das, und ich schreibe dir auch nicht vor, wie du das tust. Wenn du einen anderen Weg zum Ziel findest, dann finde ich das großartig.“

Wir sprachen bereits darüber, dass Sie ihre Stelle als Objektleiter in aufwühlenden Zeiten angetreten haben. Wie behalten Sie da einen kühlen Kopf?

Zum großen Teil liegt das an meinem Naturell. Ich bin ein gnadenloser Optimist. Auch in schwierigen Situationen denke ich: Es findet sich ein Weg. Zum Teil ist es aber auch erlernt. Ich glaube, man kann erlernen, lösungsorientiert zu arbeiten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dazu kommt einfach Lebenserfahrung. Ich bin keine 20 mehr, sondern knapp über 50 und habe schon ein Berufsleben, ein Familienleben, ein Leben an sich.  

Welche besonderen persönlichen Begegnungen oder Momente mit Geflüchteten in der Einrichtung haben Sie in Erinnerung?

Wenn Bewohnende ihre Chancen nutzen, hier im Land zu bleiben, bedeutet mir das viel. Als ich in der Erstaufnahmeeinrichtung in Frankfurt (Oder) angefangen habe, gab es dort einen Bewohner aus dem Sudan. Er spricht Arabisch und Englisch, hat aber sehr viel Deutsch gelernt und hat in der Einrichtung oft für das Team der Sozialbetreuung gedolmetscht. Er ist bei uns jetzt als Hausbetreuer tätig. Das ist schön zu sehen: Wenn Menschen hierherkommen, ihre Chance nutzen, in diesem Land ihren Lebensmittelpunkt finden und das ganz aktiv betreiben. Wir haben mehrere Beschäftigte, die ihr Leben in Deutschland hier in der Erstaufnahmeeinrichtung begonnen haben.

Ein Händedruck zum Abschied (Symbolbild)

Erfahrungsschatz von über 30 Jahren: Dienstälteste Mitarbeiterin in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt geht in Rente

Seit 2016 ist die DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost im Auftrag des Landes Brandenburg in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt für zentrale Aufgabe wie Unterbringung, Versorgung, Sozialbetreuung und -beratung von Geflüchteten zuständig. Von Anfang an dabei im Team der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost war Sylvia Constantin. Nun geht die 66-jährige Hausbetreuerin zum 1. Oktober in Rente – und nimmt einen großen Erfahrungsschatz aus der Einrichtung mit.

So lange wie Sylvia Constantin hat kaum jemand in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt gearbeitet: 1991 stellte sie der damalige Betreuungsdienstleister an, zunächst als Rezeptionistin und in der Ambulanz als Dolmetscherin für Rumänisch. Auch bei Presseterminen in der Einrichtung war sie gefragt und dolmetschte für die Reporterinnen und Reporter, die auf dem Gelände der Einrichtung herumgeführt wurden.

Mitarbeitende mit Rumänischkenntnissen waren 1991 gefragt

Sylvia Constantins Mann ist Rumäne, auch er fing 1991 an, in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt zu arbeiten. Ein Großteil der Geflüchteten kam damals aus Rumänien in die Einrichtung, Mitarbeitende mit Rumänischkenntnissen wurden händeringend gesucht, berichtet Sylvia Constantin. „Sie haben mich gefragt, ob ich dort arbeiten könnte.“

Konnte sie: Sylvia Constantin spricht fließend Rumänisch. Sie und ihr Mann hatten fast zehn Jahre in Rumänien gelebt, bevor sie Mitte der 1980er Jahre nach Eisenhüttenstadt zurückkehrten, in die Heimatstadt von Sylvia Constantin. Die Träger für die Betreuung der Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt wechselten über die Jahre mehrfach. Sylvia Constantin wurde immer wieder übernommen.

Hausbetreuerin bei der DRKFlüchtlingshilfe Brandenburg-Ost

Bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost war sie als Hausbetreuerin angestellt und mochte ihre Arbeit mit vielfältigen Aufgaben immer: Hygieneartikel an die Bewohnenden ausgeben; bei Fragen unterstützend zur Seite stehen oder an die richtige Stelle weiter verweisen; erklären, wie der Transfer in eine andere Einrichtung abläuft; Zimmer für neue Bewohnende vorbereiten. „Manche kommen auch und wollen einfach nur reden, brauchen mal einen Ansprechpartner“, erzählt Sylvia Constantin. Da gehe es oft um Privates, etwa Sorgen um Familienangehörige, die noch in den Herkunftsländern sind. Für die Hausbetreuerin hieß es dann: erst einmal zuhören, und die Menschen dann mit dem Team Sozialbetreuung verbinden.

Das Schönste an der Arbeit: der Umgang mit den Menschen

Was ihr in den über dreißig Jahren am meisten Freude gemacht hat? „Der Umgang mit den Menschen aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten.“

Nun freut sich die dienstälteste Mitarbeiterin der DRK-Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt auf mehr Zeit mit ihrer Familie, im Garten und vor allem: mit den Enkelkindern.

 

Geflüchtete aus der Ukraine am Bahnhof Frankfurt / Oder (Bild: Yorck Maecke / DRK)

Sechs Monate Krieg: DRK stärkt Gesundheitsversorgung und Winterhilfe in der Ukraine

Der seit sechs Monaten andauernde Krieg in der Ukraine fordert weiter unzählige Opfer. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war schon vor der Eskalation des Konflikts im Land aktiv und hat sein Engagement seither stark ausgebaut. „Der bewaffnete Konflikt in der Ukraine und die Folgen sind eine Katastrophe für jeden einzelnen Menschen aus der betroffenen Zivilbevölkerung. Zusammen mit dem Ukrainischen Roten Kreuz und der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung konzentrieren wir uns vor allem auf unmittelbare Soforthilfe und die Gesundheitsversorgung für besonders gefährdete Gruppen wie Alte, Kranke und Menschen mit Behinderung in verschiedenen Landesteilen“, sagt DRK-Generalsekretär Christian Reuter.

Die Gesundheitsversorgung ist etwa in der südukrainischen Stadt Mykolajiw, die fortwährend schweren Angriffen ausgesetzt ist, extrem eingeschränkt. Patienten müssen von dort häufig in andere Regionen verlegt werden. In Odessa und der Ostukraine unterstützen wir seit März ein Ambulanz-Programm des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz für den Transport Verletzter und gefährdeter Menschen. Mit großer Unterstützung unseres Verbandes konnten wir bereits über 70 Notfallsanitäterinnen und -sanitäter in diesen Einsatz entsenden und dazu beitragen, bisher über 300 Personen medizinisch fachgerecht und würdevoll zu transportieren“, sagt Reuter weiter.

Vorbereitungen für den Winter

In der Westukraine unterstützt das DRK in den Regionen Lwiw, Rivne und Volyn mobile Gesundheitsversorgung sowie häusliche Pflege- und Besuchsdienste des Ukrainischen Roten Kreuzes (URK) für bislang über 570 Personen. Vergleichbare Maßnahmen laufen in Odessa an. „In Vorbereitung auf den Winter und die sich damit im Land weiter verschärfende Situation planen wir Haushalte zu unterstützen, die Geflüchtete aufgenommen und so höhere Aufwendungen haben. Auch öffentlich betriebene Notunterkünfte sollen über die Wintermonate gezielt Hilfe erhalten“, ergänzt Reuter.

Verschiedene Einsatzstellen des DRK

Aktuell unterstützt das DRK das URK in Kiew sowie den Regionen Lwiw, Rivne, Volyn und Odessa. Es unterhält zwei Büros (Kiew, Lwiw) und beschäftigt acht internationale Mitarbeitende. Gemeinsam mit seinen Schwestergesellschaften, dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) ist das DRK neben der Ukraine auch in den Nachbarländern Polen, Ungarn, Litauen, der Slowakei und der Republik Moldau im Einsatz.

Das DRK bittet um Spenden für die betroffene Bevölkerung:

IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Nothilfe Ukraine

Bild: Yorck Maecke/DRK

Portrait Björn Wotschefski

Koordinator für Bildung und soziale Teilhabe in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt: So schafft Björn Wotschefski Begegnungsräume für Geflüchtete und Einheimische

„Wir brauchen uns nicht zu verstecken für die Arbeit, die wir leisten. Eigentlich sprechen wir sogar viel zu wenig darüber.“ Björn Wotschefski arbeitet seit fast drei Jahren bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost in der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt. Angefangen hat er im Oktober 2019 als Mitarbeiter in der Hausbetreuung, seit März 2022 ist er Koordinator für Bildung und soziale Teilhabe.

Vom Einzelhandel zur DRK Flüchtlingshilfe

Zuvor hatte der gelernte Handelsfachwirt rund 15 Jahre lang im Einzelhandel in Hessen gearbeitet, zuletzt vor allem als Eventmanager für einen großen Lebensmittelhändler. An seinem jetzigen Arbeitsplatz bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost schätzt Björn Wotschefski besonders, dass dort stets der Mensch im Mittelpunkt steht. „Hier weiß ich: Ich arbeite für Menschen. Das tut mir gut“, sagt er.

Als Koordinator für Bildung und soziale Teilhabe organisiert er beispielsweise Freizeitmöglichkeiten für die Bewohnenden der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt. Dazu gehört die Vorbereitung des Sommerfests der Einrichtung ebenso wie die Organisation von Ausflügen oder Sport- und Unterhaltungsprogrammen. Das heißt oft zunächst: Kontakte herstellen – zu Privatpersonen, die sich ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren möchten, zu Vereinen, zu Einrichtungen und Institutionen.

Den Geflüchteten Teilhabe am Leben in Deutschland ermöglichen

„Wir können unseren Bewohnenden damit Teilhabe am Leben jenseits der Einrichtung ermöglichen. Das ist das Spannende an der Stelle“, sagt Björn Wotschefski. Im besten Fall ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen oder anderen Einrichtungen langfristige Kooperationen, zum Beispiel wiederkehrende, inklusive Sportwettbewerbe oder eine Zusammenarbeit mit dem Wildpark in Frankfurt/Oder, den vor allem die Kinder der Einrichtung immer wieder gern besuchen.

„Wir können Räume schaffen, in denen sich die Menschen begegnen können. Ich glaube, das ist ein Schlüssel im Hinblick auf die Akzeptanz von geflüchteten Menschen bei der einheimischen Bevölkerung“, sagt Björn Wotschefski.

Sinnstiftende Arbeit mit Menschen motiviert

Ihn motiviert vor allem die sinnstiftende Arbeit mit Menschen. Allein deshalb hat er seinen Wechsel aus der freien Wirtschaft zur DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg-Ost nie bereut. Damals habe er erkannt, dass er keine gute Arbeit leisten kann, wenn er den Sinn darin nicht sehe. „Hier ist das anders“, sagt Björn Wotschefski. „Ich kann dazu beitragen, dass sich die Menschen in der kurzen Zeit, die sie hier bei uns in der Einrichtung sind, wohlfühlen und sich als Teil der Gesellschaft sehen.“

Er würde sich wünschen, dass die Begegnungsräume auch von den Einheimischen in seiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt wahrgenommen werden. Sein Rat: „Kommt mit Geflüchteten und Migranten ins Gespräch, tretet mit ihnen in Kontakt, fragt sie, ob sie sich hier willkommen fühlen, welche Hürden ihnen begegnen!“ Am Ende, sagt er, sei Migration doch eine Bereicherung. „Auch diese Stadt profitiert davon“.

Haschmatullah Viar

Afghane gibt ehrenamtlich Deutschkurse in Erstaufnahmeeinrichtung

Der Afghane Haschmatullah Viar lebt seit einem Jahr in Deutschland. Im Zuge der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan kam er zunächst in die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain. Noch zu seiner Zeit als Bewohnender gab er Deutschkurse für andere afghanische Bewohnende. Später führte er dies als Ehrenamtlicher bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg fort. Die ehrenamtliche Arbeit hat ihm sehr geholfen. Wir haben ihn dazu interviewt.

Haschmatullah, seit wann bist du in Deutschland?

Seit August 2021. Also genau ein Jahr.

Woher kannst du schon so gut Deutsch?

Bereits in Afghanistan habe ich intensiv mit der Bundeswehr zusammengearbeitet und war zu Ausbildungszwecken auch hier in Deutschland. Das Erlernen der Sprache fiel mir am Anfang sehr schwer, aber mittlerweile kann ich es sehr gut.

Auch meine Tätigkeit als Lehrer in den ABC-Kursen für afghanische Geflüchtete hat mir sehr beim Lernen geholfen. Parallel hatte ich viele Kontakt hier in der Erstaufnahme und auch in meiner Zeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Wie stellst du dir deinen weiteren Weg in Deutschland vor?

Ich habe mir jetzt einen Arbeitsplatz gesucht. Mitte August werde ich in einer Firma in Wildau ein Praktikum absolvieren und wenn alles klappt, kann ich dort zum 1. September beginnen zu arbeiten.

Mein größter Wunsch besteht darin, dass ich meine Familie hierherholen und mit meiner eigenen Arbeit auch versorgen kann.

Wie hat dir deine Arbeit als Ehrenamtlicher geholfen, deinen Weg zu finden?

Bei der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg konnte ich viele neue Erfahrungen machen und mich in verschiedenen Bereichen ausprobieren. Wo findet man sonst eine Möglichkeit, seine Landsleute direkt beim Erlernen einer neuen Sprache zu unterstützen? Alle Mitarbeitenden der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg haben mich sehr gut aufgenommen und mir auch Wege für meine Zukunft in Deutschland aufgezeigt. Bei jedem Problem fanden sie eine Lösung und haben mich unterstützt.

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