Zwei Frauen sitzen an einem Tisch und schauen einen Informationsflyer an.

Suchdienstberatung in der Erstaufnahme – eine wichtige, humanitäre Aufgabe mit langer Tradition

Vita Mača war schon immer an Menschen und ihren Schicksalen interessiert: 25 Jahre lang hat sie in ihrer Heimat Lettland als Journalistin gearbeitet und die Geschichten von Menschen aufgeschrieben. Heute arbeitet sie als Beraterin beim DRK-Suchdienst in Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder. Hier erzählt sie, was der Suchdienst des Roten Kreuzes ist, wen sie dort berät und weshalb die Anbindung des Suchdienstes an die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Brandenburg so wichtig ist.

„Als ich vor über sechs Jahren nach Deutschland kam, suchte ich nach neuen Möglichkeiten für meine berufliche Entwicklung. Die Arbeit beim Suchdienst des Roten Kreuzes hat mir neue Horizonte eröffnet. Hier arbeitet ein professionelles Team, ich habe interessante Aufgaben, ich kommuniziere gern mit Vertretern verschiedener Kulturen und die Geschichten der Menschen begeistern mich immer wieder aufs Neue“, sagt Vita Mača.

DRK-Suchdienstberatung in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt

Vita Mača arbeitet August 2023 als Suchdienstberaterin der DRK Flüchtlingshilfe Brandenburg. Die Stelle mit Anbindung an die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Eisenhüttenstadt wurde im vergangenen Jahr neu geschaffen. An zwei Tagen pro Woche berät Vita Mača Klient*innen direkt in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. An zwei weiteren Tagen bietet sie in Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder Suchdienst-Beratungen außerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung an.

Lange Tradition: Suchdienst des Roten Kreuzes seit über 150 Jahren

Der Suchdienst des Roten Kreuzes hilft Menschen, die beispielsweise durch Krieg, Flucht oder Naturkatastrophen Angehörige verloren haben, diese wiederzufinden. Diese traditionelle humanitäre Aufgabe übernimmt die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung bereits seit mehr als 150 Jahren. Die lange Tradition ihrer wichtigen humanitären Arbeit wird Vita Mača oft in Alltagsgesprächen deutlich: „Wenn ich erzähle, wo ich arbeite, höre ich oft Sätze wie ‚Meine Großeltern haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg Dank des Roten Kreuzes wiedergefunden.‘“ Das gibt ihr ein gutes Gefühl und macht sie stolz.

Die Nähe zur Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung ist kein Zufall. Sie ist die erste offizielle Stelle, an der sich Geflüchtete, die in Brandenburg ankommen, registrieren müssen. Als Beraterin des DRK-Suchdienstes kann Vita Mača dort zum ersten Mal Informationen zur Suche von getrennten Familienangehörigen anbieten. „Je früher die Suche mit unserer Hilfe beginnt, umso besser sind die Chancen, vermisste Angehörige zu finden“, sagt Vita Mača.

Detaillierter Fragebogen mit relevanten Angaben zu Personen

Zu ihren Aufgaben als Suchdienstberaterin gehört es, Anfragen von Menschen innerhalb und außerhalb der Erstaufnahmeeinrichtung entgegenzunehmen, die ihre vermissten Angehörigen suchen. Gemeinsam mit ihren Klient*innen füllt Vita Mača dann einen detaillierten Fragebogen aus. Dieser erfasst relevante Angaben zu Person sowie die Umstände, unter denen die Menschen einander verloren haben.

Suchdienstanfragen werdem international gestreut

Wenn der Fragebogen vollständig ist, übermittelt sie ihn über den DRK-Landesverband Brandenburg e.V. an die Fachgruppe „Internationale Suche“ beim DRK-Generalsekretariat in Berlin – und die Suche beginnt. Die Suchdienstanfragen werden je nach Fall an die Rotkreuzgesellschaften verschiedener Länder oder auch an öffentliche Behörden gesendet – sofern die Suchenden das möchten.

Werden die Gesuchten gefunden, müssen sie der Weitergabe ihrer Kontaktdaten an die Suchenden aus Sicherheitsgründen zustimmen. Bei Bedarf berät der Suchdienst dann auch bei der Familienzusammenführung.

Suchdienst bearbeitet oft sehr komplexe Fälle

In der Regel hat es der Suchdienst mit sehr komplexen Fällen zu tun. Meist sind bei der Suche mehrere Länder involviert. „Wenn sich eine vermisste Person auf EU-Gebiet aufhält, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie bereits irgendwo offiziell registriert wurde. Wir haben dann bessere Chancen, sie über den Suchdienst des Roten Kreuzes zu finden“, erklärt Vita Mača. Außerhalb der EU ist die Suche oft komplizierter: In einigen Staaten sind Institutionen und offizielle Stellen weniger offen dafür, Informationen bereitzustellen oder es gibt zum Beispiel keine Meldebehörden.

Oft hilft der DRK-Suchdienst Jugendlichen, ihre Eltern zu finden

Am häufigsten berät Vita Mača in der Suchdienst-Beratungsstelle in Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder Geflüchtete, die irgendwo auf ihrer Flucht durch mehrere Länder von ihren Familienangehörigen getrennt wurden. Oft handelt es sich dabei um Jugendliche, die unterwegs von ihren Eltern getrennt wurden.

Suchdienst des DRK berät auch zu Familiennachzug

Darüber hinaus berät Vita Mača als Suchdienstberaterin auch Geflüchtete, die Familienmitglieder nachholen möchten. Der Familiennachzug ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich und es gibt vieles zu beachten. Zum Beispiel können nur Menschen, die bereits einen Aufenthaltstitel bekommen haben, Familienangehörige nachholen, und außerdem nur Mitglieder ihrer Kernfamilie, das heißt Ehepartner*in und minderjährige Kinder.

Bei Suchanfragen, die nicht vom Suchdienst des Roten Kreuzes bearbeitet werden können, verweist Vita Mača an die entsprechend zuständige Institution.   In ihrem neuen Beruf als Suchdienstberaterin ist die ehemalige Journalistin in jedem Fall glücklich: „Während ich früher mehr beobachtet und über Menschen geschrieben habe, versuche ich jetzt, ihnen zu helfen. Wenn mir das gelingt, ist das ein besonderes Gefühl.“

  • Kontakt der Suchdienstberatungsstelle: Vita Mača, Bergstraße 16, 15890 Eisenhüttenstadt
    Tel.: 0176 15967093
    E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
  • Beratung nach Terminvereinbarung; Sprechzeiten Montag bis Mittwoch
  • Mehr zum Suchdienst des DRK allgemein und in Brandenburg erfahren Sie hier.
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